Kämpfen oder nicht?
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Kampf. Dieses Wort hat in unserem Land – aus verständlichen Gründen – einen schlechten Ruf. War es doch eines der Wörter, die die Nazis wie kaum ein Anderes ins Zentrum ihrer Propaganda stellten.
Kämpfen, das wollen heute selbst viele hartgesottene Aktivisten der Freiheitsbewegung nicht und wenn sie es wollen, dann wollen sie lieber nicht darüber sprechen. Aber ist es wirklich so schlimm, das Kämpfen?
Nunja, es kommt darauf wofür oder wogegen und wie man kämpft. Eigentlich kämpft jeder von uns, jeden Tag viele Kämpfe. Oft findet der erste Kampf schon morgens Früh statt, wenn der Wecker klingelt. Der letzte Kampf eines Tages besteht dann wiederum häufig darin, nicht rechtzeitig ins Bett zu gehen um morgens nicht allzu sehr kämpfen zu müssen, was an sich ein interessantes Phänomen ist.
Kämpfe begegnen uns überall und ständig. Ein Kampf ist in seinem Kern eine große, entbehrungsreiche Anstrengung zur Überwindung eines Hindernisses. In seiner martialischsten und gröbsten Form ist ein Kampf eine gewalttätige Auseinandersetzung, aber es gibt viele feinere Formen des Kampfes.
In gewisser Weise ist leben ohne Kämpfen garnicht vorstellbar. All die Hindernisse, mit denen wir unablässig konfrontiert werden, zwingen uns förmlich dazu. Entweder wir akzeptieren den Kampf oder wir lassen die Hindernisse unseren Weg versperren. Dann bleiben wir stehen. Wir kommen nichtmehr weiter. Wir verfallen zuerst in Lethargie und dann in Depression, bis wir irgendwann zwar vielleicht noch atmen, aber eigentlich kaum mehr lebendig sind.
Stillstand bedeutet Tot. Bewegung ist Leben. In Bewegung zu bleiben bedeutet Hindernisse zu überwinden, oft unter großer Anstrengung und mit vielen Entbehrungen. Sich zu bewegen, aktiv zu sein das bedeutet Kämpfen. Kämpfen bedeutet leben.
Kampf ist ein starkes Wort, ein wichtiges Wort und ein Wort, für das die Deutsche Sprache keine wirklich ebenbürtige Alternative bereit hält. Ich schätze die Absicht vieler derer, die das Wort Kampf vermeiden und die nicht kämpfen wollen. Viele von ihnen sind aus meiner Sicht jedoch große, erfolgreiche Kämpfer. Sie sind aktiv, bleiben in Bewegung, wollen etwas verändern.
Wir sollten uns das Wort Kampf nicht von einem Irren der Geschichte nehmen lassen. Wichtig ist, dass wir wissen, wofür wir Kämpfen und wie wir kämpfen sollten.
Die Antwort ist recht leicht aufzuschreiben, schwerer ist sie womöglich umzusetzen. Aber irgendwo muss man ja anfangen: Wir sollten stets für etwas Kämpfen und nicht gegen etwas. Das, wofür wir Kämpfen, sollte ein höheres Ideal sein oder zumindest einem höheren Ideal folgen. Das Ziel unseres Kampfes sollte nicht unser persönlicher, begrenzter Vorteil sein sondern etwas, das allen zu gute Kommt. Gerechtigkeit, Freiheit, Würde – Solche Werte sind des Kämpfens wert.
Und wie sollten wir kämpfen? In Frieden – in innerem Frieden. Kämpfen wir mit offenem Herzen und klarem Verstand, so haben wir nicht nur die besten Chancen unsere noblen Ziele zu erreichen sondern verhindern auch, dass die enorme Energie, die wir freisetzen, Schaden anrichtet.
Zumindest viele davon. Fehler passieren, Unfälle passieren. Das ist das Leben. Aber wir können Sicherheitsvorkehrungen treffen. Kämpfen wir mit Frieden für ein nobles Ziel – anders wird der innere Frieden auch kaum aufrecht zu erhalten sein – kanalisieren wir all unsere Energie in eine positive Richtung und werden Gutes bewirken.
Dann stärken wir die positive Kraft, wir stärken das Leben. Um wirklich zu Leben müssen wir kämpfen, richtig kämpfen: Friedlich kämpfen.