Spiritualität neu gedacht
Die letzten etwa 200 Jahre verliefen rasant. Wissenschaftliche Errungenschaften sowie gesellschaftliche Umbrüche veränderten die menschliche Lebensweise grundlegend. Mindestens eines aber blieb gleich: Wir Menschen sehnen uns immer noch nach antworten auf die tieferen Fragen des Lebens: Wo komm’ ich her, wo geh’ ich hin, was ist des Lebens Sinn?
Über viele Jahrtausende wurden diese Fragen von Glaubens- und Religionssystemen beantwortet. Vielen Menschen fällt es schwer, diese Antworten auch heute noch zu akzeptieren. Zu groß ist die Kluft zwischen modernen, wissenschaftlichen Ansichten und alten, teils sehr irrationalen Dogmen und Glaubenssätzen. Das beweist unter Anderem der stetige Schwund an Kirchenmitgliedern.
Der durchschnittliche Bildungsgrad ist stark gestiegen und die Fähigkeit zum kritischen Denken besser ausgebildet, als noch vor wenigen Generationen. Den Geist moderner Menschen verlangt es nach rationalen, gut begründeten und wissenschaftlichen Antworten auf die grundsätzlichen Fragen unsres Daseins.
Ein Teil dieser Antworten muss sein, dass sie nicht für sich beanspruchen, Lösungen für alle Probleme zu bieten. Die vielleicht wertvollste Erkenntnis, die ich aus meinem Physikstudium ziehen durfte, war die vielleicht banale Feststellung, dass Beschreibungen und Erklärungen stets ein unvollständiges Bild der Wirklichkeit zeichnen. Sie berücksichtigen nie alle Aspekte einer Sache oder eines Phänomens, sondern nur diejenigen, die für die Lösung einer bestimmten Fragestellung relevant sind oder als relevant erscheinen.
Das kann grundsätzlich auch nicht Anders sein, denn isolierte Systeme, in denen eine kleine Anzahl von Komponenten ausschließlich miteinander Wechselwirken, existieren in der Realität nicht. Alle Objekte, alle Phänomene beeinflussen sich gegenseitig. Der Einfluss ist häufig nur sehr gering und kann, je nach Fragestellung, berechtigterweise vernachlässigt werden, aber dennoch ist er vorhanden.
Betrachten wir zum Beispiel den einfachen Vorgang des Wasserkochens. Wie lange es dauert, bis das Wasser kocht, hängt hauptsächlich von der Menge des Wassers und der Hitze der Herdplatte ab. Andere Aspekte spielen jedoch auch eine Rolle: Wie hoch ist die Aussentemperatur, wie hoch der Luftdruck? Wie ist das Verhältnis von Oberflächengröße zur Volumengröße des verwendeten Topfes?
In unserem täglichen Leben werden wir vorwiegend die Wassermenge und die eingestellte Herdstufe berücksichtigen, um zu entscheiden, wie lange wir wohl warten müssen, bis eine bestimmte Menge Wasser kocht. Das ist eine hilfreiche, aber auch eine relativ grobe und unvollständige Beschreibung der Wirklichkeit.
In diesem Sinne müssen moderne spirituelle Konzepte aufgefasst werden. Sie verfolgen einen bestimmten Zweck und haben einen bestimmten Anwendungsbereich, über den hinaus ihre Nützlichkeit nicht immer gegeben ist. Viel Verwirrung, die im Bezug auf moderne wissenschaftliche Theorien wie die Quantenmechanik oder die Relativitätstheorie herrschen, stammen von diesem Fehler. Ihren Modellen wird eine Aussagekraft, weit über ihren tatsächlichen Gültigkeitsbereich hinaus, zugeschrieben. Doch das nur am Rande.
Grundzüge einer neuen, alten Philosophie
Wir wissen jetzt, dass keine Theorie, und damit auch keine Philosophie, Antworten für alle Fragestellungen bereit stellen kann. Doch welche Fragen soll eine moderne spirituelle Philosophie eigentlich beantworten?
Eingangs erwähnte ich bereits die drei elementaren Fragen: Wo komm’ ich her, wo geh’ ich hin, was ist des Lebens Sinn? Im Kern geht es bei diesen Fragen darum, was der Mensch ist und was sein Ziel im Leben sein sollte.
Vereinfach gesagt, ist der Mensch ein Individuum, eine Einheit, die zwar losgelöst von, aber auch untrennbar verbunden mit, ihrer Umwelt existiert. Diese Einheit besitzt bestimmte Sensoren – die fünf Sinnesorgane – um ihre Welt wahrzunehmen und fünf Werkzeuge, um mit ihr zu interagieren. (Die fünf Motororgane: Mund, Hände, Füße, Fortpflanzungs- und Ausscheidungsorgane) Hinzu kommen bestimmte Deutungsmuster, die die Eingangssignale der Sinnesorgane verarbeiten, miteinander verknüpfen und ihnen Bedeutung verleihen. Diese Deutungsmuster sind Teil unserer Gedanken die, zusammen mit Erinnerungen, den Großteil unserer Psyche aus machen.
Eine spirituelle Philosophie sollte uns dabei helfen, all diese Aspekte der menschlichen Existenz zu erkennen und bei sich selbst, voneinander unterscheiden zu können. Sie sollte Konzepte und Beschreibungen bereithalten, die es uns erlauben, alle Phänomene des Körpers und Geistes zu erfahren und zu verstehen.
Eine solche Philosophie ermöglicht jedem, die erste Frage, die Frage “Was ist der Mensch?” durch eigene Erfahrung selbst zu beantworten. Eine spirituelle Philosophie muss jedoch noch mehr leisten, sie muss eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens bieten.
Der Weg, eine Antwort darauf zu finden, führt über eine einfache Frage: Warum? Nach dem Sinn des Lebens zu fragen ist schließlich nichts anderes, als zu fragen: Warum leben wir?
Leben ist etwas Aktives, es ist eine Aktivität. Warum wir leben, können wir vielleicht besser beantworten, wenn wir verstehen, aus welchen Gründen wir sonst aktiv werden. Warum arbeiten wir? Um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Warum sichern wir unseren Lebensunterhalt? Weil wir wollen, dass es uns gut geht. Was bedeutet “dass es uns gut geht”? Es ist eine andere Art zu sagen, dass wir glücklich sein wollen. Das ist die letztendliche Motivation hinter all unseren Handlungen. Was immer wir tun oder erreichen wollen, wollen wir erreichen, weil wir uns davon versprechen, dass es uns Glücklich macht.
Die Antwort auf das letztendliche Warum lautet daher: Weil wir glücklich sein wollen. Und der Sinn des Lebens ist dann logischerweise, glücklich zu sein. Eine moderne spirituelle Philosophie muss uns lehren, wie wir Glücklich werden können.
Beide Aspekte, also sowohl die Selbsterkenntnis, als auch die Erlangung von Glück und Zufriedenheit, sind Bestandteile einer uralten Wissenschaft, der Wissenschaft des Yoga. Diese Wissenschaft wurde vom spirituellen Meister Shrii Shrii Anandamurti im 20. Jahrhundert umfassend modernisiert und für unser heutiges Leben angepasst. Er formulierte alte, aus heutiger Sicht häufig schwer verständliche, Lehren in klarer Sprache und mit einfachen Worten neu und machte sie so leichter zugänglich.
Seine spirituellen Lehren geben vielleicht keine direkten Antworten darauf, wie man physikalische Experimente gestalten sollte und auch nicht darauf, welche Werkzeuge zum bauen eines Hauses am geeignetsten sind. Doch sie geben uns Antworten darauf, wie wir uns individuell und gemeinschaftlich verhalten sollten, um selbst möglichst glücklich zu leben und dabei ein Umfeld schaffen, dass es auch anderen möglichst einfach macht, das Gleiche zu tun.
Diese neue Art, Spiritualität zu denken und zu leben halten wir hier bei TAGESLICHT für einen wesentlichen Faktor bei der Erschaffung einer Zukunft, in der alle Menschen frei, würdevoll und zufrieden leben können.
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