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Was tun, wenn auf einmal alles schief geht

Nachdem die Pausen zwischen den Beiträgen bis gestern länger waren, als ich es mir vorgenommen hatte, habe ich heute bereits die nächste Gelegenheit etwas zu Scheiben. Das ist wunderbar, obwohl die Gründe hierfür – der Titel lässt es erahnen – eher unfreiwilliger Natur sind. Doch so ist das manchmal und man kann trotzdem das Beste daraus machen, und das machen wir.

Doch fangen wir am Anfang an. Bei unserer Wanderung durch die Wälder um Greiz Richtung Berlin kreuzte, nahe einer alten, romantisch anmutenden Mühle, ein recht breiter Fluss unseren Weg. Da wir nicht die Ersten waren, die dieses Hindernis überwinden mussten, hat die lokale Bevölkerung dankenswerter Weise bereits eine sehr komfortable Brücke zum hinüber schreiten für uns und andere an besagter Stelle errichtet.

Der offensichtliche Weg, so könnte man meinen, verlaufe nun über die Brücke und damit wäre die Sache auch schon erledigt. Aus meiner Sicht war das ganze jedoch nicht so einfach, denn der Fluss unterhalb der Brücke wirkte verführerisch flach und ich hatte am Vortag erlebt, wie erfreulich Wasserdicht meine Wanderschuhe sind. Von der seichten Stelle fühlte ich mich also eingeladen, die Wasserfestigkeit einem weiteren Testlauf zu unterziehen und entschloss mich, durch das Wasser zu waten.

Vorne Weg: Die Schuhe sind dicht. Erfreulich dicht. Dummerweise endet die überragende Dichtigkeit meiner Wanderschuhe etwa zehn Zentimeter oberhalb meiner Knöchel sehr abrupt. Anders ausgedrückt war der Fluss zwar flach, jedoch nicht flach genug für meine Schuhe und so verwandelten sich meine wunderbar dichten Wanderschuhe in Windeseile in zwei – einhundert Prozent leckfreie – Fußbäder.

Glücklicherweise war Kais Filmteam geistesgegenwärtig und reagierte schnell um die gesamte Aktion, samt post-abenteuerlichem Sockenauswringen, filmisch festzuhalten. Das Ganze wird wohl in den kommenden Wochen als Bestandteil eines Filmes veröffentlicht werden und wir werden (mit Freude) darauf hinweisen.

Es ist zwar nicht sehr offensichtlich, doch ein paar positive Aspekte sind auch bei dieser Aktion zu finden. Zu allererst kann ich nun die Grenze der Dichtigkeit meiner Wanderschuhe etwas besser abschätzen. Hinzu kommt, dass ich heile auf der anderen Seite angekommen bin, was auch nicht selbstverständlich war, weil die Strömung überraschend Stark und der Untergrund überraschend glitschig war. Aber das ist eine andere Geschichte, samt ihrer eignen Lehren. Ausserdem waren wir glücklicherweise nur noch etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von einem kleinen Dorf entfernt. Meine Wanderung in nun zwar angenehm kühlen, ansonsten aber unangenehm schweren und glitschigen Stiefeln, konnte also zu einem baldigen Ende finden.

Es traf sich gut, dass dies der erste Tag war, an dem das gesamte Team wanderte und niemand an den Wohnwägen zurückblieb. Der Plan war eigentlich, dass eine Gruppe zurücklaufen sollte um die Wägen dann abzuholen. Nun war die Zeit jedoch schon weiter vorranggeflossen als geplant und die Situation hatte einige feuchtfröhliche Wendungen genommen, die mich dazu brachten, ein Taxi zu besagtem Dorf zu bestellen um uns – also mich und Kais Team – zurück zu unseren mobilen Basisstationen zu fahren.

So kamen wir sehr schnell wieder zurück und ich konnte meine Schuhe endlich gegen trockenere tauschen. Sergej hingegen entschied sich, seinen Fehler tapfer durchzustehen und mit nassen Füßen bis zum Ende weiter zu wandern. Er lief mit etwas Verzögerung hinter mir und sah daher den Ausgang meines Abenteuers wohl nicht, hatte aber die gleiche Idee wie ich – mit gleichem Ausgang.

Ab dort verlief der Tag, abgesehen von einem eigentlich kurzen Abstecher zur weltgrößten Ziegelsteinbrücke, der dann doch länger wurde, recht vorhergesehen und ruhig weiter. Die Wandergruppe fand ein wirklich idyllisch gelegenen Schlafplatz an einem Bauernhof inmitten eines kleinen Tals, direkt an der Elster gelegen. Auf den weiden hüpften heranwachsende Kälber fröhlich neben ihren Müttern herum und im Stall gegenüber unserer Stellplätze residierten zwei Hausschweine, die sich auf dem gesamten Hof frei bewegen durften, von diesem Privileg jedoch wenig bis gar keinen gebrauch zu machen schienen. Ihnen ging es wohl gut.

So verbrachten wir also die Nacht dort auf diesem Hof, der ein bisschen wie aus einer anderen Wirklichkeit gefallen schien, um uns am nächsten Morgen weiter aufzumachen Richtung Norden, Richtung Berlin. Auf das was folgte, und was uns, während ich diese Zeilen schreibe, immer noch begleitet, waren wir dank diverser Wetter Apps vorbereitet: Mehr Wasser, jetzt jedoch in Form von Regen von oben kommend.

Dank der Gasheizung an Board unserer mobilen Basisstation konnten wir unsere Wanderschuhe rechtzeitig wieder trocknen, sodass Sergej seine morgendliche Etappe mit Dada trockenen Fußes antreten konnte. Zum Mittag holte ich das durchnässte Wanderteam dann ab und wir beschlossen aus mehreren Gründen, keine weitere Wanderetappe an diesem Tag zu unternehmen.

Wir mussten vor dem heutigen Feiertag sowieso einkaufen gehen. Das Wetter war wirklich nicht sehr angenehm, wovon nicht zuletzt Sergejs Schuhe zeugten, die wieder wirkten, als wäre er damit gerade durch einen Fluss gewatet. Kai hatte auch noch andere dringende Dinge zu erledigen und so trennten sich unsere Gruppen für eine Weile. Mit an Board von Kais Basisstation war Sergej, der für uns ein paar Besorgungen machen wollte, die nicht auf unserem Weg lagen, dafür aber auf dem des anderen Teams. So war es also an mir, unseren heutigen Schlafplatz zu finden und – nebst Umweg zum Supermarkt – sicher dort hin zu manövrieren.

Das gelang auch sehr gut. Beziehungsweise, mehr oder weniger gut. Also auf jeden Fall haben wir einen Platz gefunden und es ist auch niemandem etwas passiert. Das Selbe kann man von unserer schönen Basisstation leider nicht sagen.

Auf dem Supermarktparkplatz gelang es mir nämlich zielsicher eine Schranke mitzunehmen und Teile der hinteren Verkleidung abzureissen. Ich hatte nicht bedacht, dass der Wagen weit über die Hinterachse hinaus ragt und während einer Linkskurve hinten nach Rechts ausschert. In großer Selbstsicherheit zu wissen, wie ich unser Gefährt am geschicktesten aus dem Parkplatz heraus steuere, verzichtete ich auch darauf, in den Aussenspiegel zu schauen, was die ganze Sache wohl hätte verhindern können. Dadas Angebot, mich beim Rangieren einzuweisen, lehnte ich auch dankend ab.

Dada behielt das Geschehen auf der rechten Seite zum Glück im Blick. Als er plötzlich und zu meiner großen Überraschung mehrmals laut “STOPP!” rief, ahnte ich, dass etwas nicht stimmte. Beim Blick in den rechten Aussenspiegel offenbarten sich mir Teile der Aussenverkleidung des Wohnmobils in einer bisher ungewohnten Position. Nun war ich mir sicher, dass Etwas nicht stimmte.

Ich stieg aus um den Schaden zu begutachten und notdürftig mit einer Rolle Klebeband zu reparieren, die wir ein paar Tage zuvor von einem sehr netten Herrn auf einer Raststätte geschenkt bekamen um einen – von uns nicht verschuldeten – Schaden am Fahrzeug zu reparieren. Von der Rolle war leider nicht mehr sehr viel übrig und wir konnten unsere Fahrt zwar erst einmal fortsetzen, doch bereits nach etwa einer halben Stunde lösten sich die Teile der Seitenverkleidung wieder, diesmal auf einer Landstraße.

Die Suche nach einem Stellplatz zum Schlafen erwies sich auch als schwieriger als gedacht. Die Tatsache, dass Teile der hinteren, rechten Aussenverkleidung mehr oder weniger lose vor sich hinbaumelnd am Wagen hingen, verbesserte die Situation nicht. Nachdem wir einige kleine Gassen und Straßen – samt einer langen Sackgasse, die nicht als solche ausgeschildert war und einen Hang hinauf führte – durchquert hatten, fanden wir dann doch noch einen geeigneten Stellplatz.

Nun waren wir auf das andere Team angewiesen um weiterfahren zu können, denn sie hatten sehr strapazierfähiges Klebeband dabei. Wir riefen also dort an und erfuhren, dass sie aus unerwarteten Gründen an einem Ort, etwa 150km von unserem Standort entfernt waren und erst morgen wieder kommen würden. Wir waren also gestrandet, zumindest bis zum nächsten Morgen. Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn wir standen gut und hatten dank unserer komfortablen Wohnsituation einen warmen und trockenen Platz zur Verfügung.

Die letzten Tage war etwas turbulent. Vieles lief eher schief und vieles weiteres von dem, das eher schief lief, hebe ich mir noch für einen (möglichen) späteren Beitrag auf. Nun zur spannenden Frage: Ist es möglich, sich auf eine Kette unerwarteter, katastrophenähnlicher Ereignisse vorzubereiten und wenn ja, wie?

Die vielleicht größte Schwierigkeit dabei ist, auf unerwartetes vorbereitet zu sein. Das kann nicht funktionieren, indem man sich auf klassische Weise vorbereitet. Indem man zum Beispiel diesen oder jenen Gegenstand anschafft oder auch ein bestimmtes Wissen oder eine bestimmte Fähigkeit lernt. Das unerwartete umfasst alles, an das wir nicht denken und ist damit unendlich.

Mit unseren begrenzten Mitteln können wir nicht unendlich viele Vorbereitungen treffen. Ist das Unterfangen damit hoffnungslos? Nein. Gerade habe ich gesagt, es gäbe keine Fähigkeit und kein Wissen, das man erleben könne, das einen auf alles vorbereitet. Das stimmt zwar, aber es stimmt auch nicht – nicht ganz zumindest.

Selbsterkenntnis, das Wissen über die tiefste Wahrheit in uns selbst ist ewig und damit unendlich. Sie ist unverrückbar und steht wie ein Leuchtturm in den tosenden Wogen des kosmischen Spiels, das wir unser Leben nennen. Lernen wir unsere Quelle kennen, den Ursprung unseres Ich Gefühls, den Zeugen, der unsere Existenz bezeugt, begreifen wir, dass alles, was wir erleben, genau demselben, einen und immer gleichen Wesen entspringt.

Stress, Angst und Sorgen werden dann zu Erscheinungen seines Spiels. Sie hören nicht auf zu Existieren, doch sie verwandeln sich. Wir erkennen dann hinter freudvollen wie leidvollen Erfahrungen nur eins: Sein grenzenloses Wohlwollen. Der Weg, sich auf alle Eventualitäten des Lebens vorzubereiten, führt direkt zu unserem Ursprung – direkt zu reinem, bezeugenden Bewusstsein. Wer sich nach Befreiung sehnt, sollte diesen Weg gehen.

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