Scroll Top
IMAGE 2025-02-05 16:06:22

Foto: Podiumsdisskussion zum Thema „Competiteveness and the role of science, innovation and education”, V. links n. rechts: Ashok Philip, Penny McLean, Sierd Cloetingh, Anders Dellson, Florian Ehrbar, Dan Shechtman

Exklusiv: Aufklärung über Denkfabriken

Wiener Kongress “Europe of Tomorrow” – Beim 22. Treffen der internationalen Denkfabrik

Von Mohan Marcel Lang.

 

 

In diesem und folgenden Artikeln erläutert der TAGESLICHT-Autor Mohan Marcel Lang die Arbeitsweise und Ziele von Denkfabriken an einem konkreten Beispiel. (Anmerkung der Redaktion)

Am 27.01.2025 fand ein Thinktank-Event im Palais Niederösterreich in Wien statt. Ich wurde dazu von der Wirtschaftskammer Österreich eingeladen. Ein Ticket kostet üblicherweise 990 €. Ich konnte kostenfrei daran teilnehmen. 

Das Thema des 22. Wiener Kongresses war „Europe of Tomorrow“. Kernthemen waren europäische und EU-Wettbewerbsfähigkeit und künstliche Intelligenz. Hierzu wurde mehr als 50 internationale und speziell österreichische Politiker und Experten geladen.

Zu den Referenten zählen unter anderem Nobelpreisträger Dan Shechtman, KI-Experte Benjamin Mencer, ÖBAG-Chef und Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner und die früheren Staatspräsidenten von Serbien und Tschechien, Boris Tadić und Václav Klaus.

Sehen sie sich gerne auch den folgenden Ankündigungsartikel auf oe24 an. Hier ist noch ein Link zu einem 3-minütigen Video zu den Wiener Kongressen 2004 – 2024. U.a. waren Bill Gates, Hans-Dietrich Genscher, Joschka Fischer, Gregor Gysi und Buzz Aldrin schon zu Gast auf den Kongressen vor 2025.

 

Warum ich mich entschloss, über dieses Event zu schreiben.

Zu Beginn der Veranstaltung wurden sehr heikle, offene Diskussionen über sehr präsente Themen geführt, wie über die geopolitischen Konflikte in der Ukraine und Russland, sowie der Konflikt um Israel. Es fielen im Laufe der Veranstaltung einige Aussagen, die mich aufhorchen ließen.

Ich möchte Einblick geben in so ein hochkarätiges politisches Event und Aufklärung betreiben, wie ein Stück weit Politik gemacht wird. Bevor ich nun aber auf die Konfliktthemen eingehe, möchte ich chronologisch über den Verlauf des Events entlang berichten und auch zu Beginn erklären, was ein Thinktank-Event zum Ziel hat.

Das Ziel der Veranstaltung sind Ergebnisse, die in der „Wiener Deklaration 2025“ erscheinen sollen. Die „Wiener Deklaration“ ist eine Handlungsempfehlung, die an Politik, wie Parteien, Gremien, EU, Regierungen, usw. versendet werden.

Was die einzelnen Empfängerakteure dann daraus machen, bleibt selbstverständlich dem Einzelnen und seinem Gewissen überlassen. In den USA ist diese Art von „Handlungsempfehlung“ sehr üblich. So gibt es in den USA den Thinktank „RAND Corporation“ (Link), die der US-Regierung Empfehlung unterbreitet.

So hatte sie beispielsweise Anfang 2019 der US-Regierung eine Liste von Maßnahmen empfohlen, die alle weitestgehend eingetreten sind (Link). In diesen verlinkten Artikeln (Link1, Link2). geht es um die Exit-Strategien aus dem Ukrainekrieg für die USA, die ebenso nahezu von der US-Regierung umgesetzt wurden.

Ich kann empfehlen, in die vergangenen und zukünftigen Empfehlungen der RAND Corporation einen Blick reinzuwerfen. Wie wirksam die Empfehlungen des Wiener Kongresses am Ende sind, kann ich nur schwer sagen.

Aber sie werden sicherlich Einfluss haben, beispielsweise auf die österreichische Regierung, wie bei der Verfassung von Gesetzestexten, oder der Strategieausrichtung von Ministerien, aber auch bis hin in EU-Kreise. Wenn so viele hohe Politiker aus der österreichischen Regierung und mit internationaler Bekanntheit auf dem Event vertreten sind, vermute ich, dass die Empfehlung als wichtig angesehen wird. 

 

Ablauf der Veranstaltung.

Die Eröffnungsrede hielt der Nationalratspräsident Österreichs (Anm.: der Nationalrat bildet gemeinsam mit dem Bundesrat das österreichische Parlament) Walter Rosenkranz, gefolgt von vielen weiteren Reden, u.a. Kasia Greco (Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Wien), Martin Puaschitz (Vorsitz der Fachgruppe „Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT“ der Wirtschaftkammer Wien), David Ungar-Klein (Initiator „Wiener Kongress“), Jose Maria Beneyto („European Federation of Management Consultancies Associations (FEACO)“), Oliver Günther (Präsident der Universität Potsdam), Boris Tadic (Präsident Serbiens von 2004 – 2012) und Vaclav Klaus (Präsident der Tschechischen Republik von 2003 – 2013, 1992 – 1998 Ministerpräsident seines Landes).

Inhaltlich möchte ich herausstellen, dass zu meiner persönlichen Überraschung, natürlich in politischer Korrektheit und bedacht, aber dennoch ohne Scheu, auf kontroverse Themen in der EU und Europa eingegangen wurden.

Beispielsweise wurde die Energiekrise und der Energieumstieg Deutschlands, die derzeitige kritische Energieversorgung als Folge der Sanktionen, des Terroranschlags auf Nordstreams und des Ukrainekonflikts, oder der Hegemonie der USA erwähnt.

Es wurde auch auf den technischen Fortschritt Chinas eingegangen sowie die notwendige Stärkung Europas als Industrie-, Wirtschafts- und Forschungsstandort. Ebenso wurde die neue US-Regierung unter Donald Trump angesprochen und die Digitalisierung, die in Europa im Vergleich zu China und den USA sehr hinterher hinkt.

U.a. wurde bei der Digitalisierung auf die hohen Hürden der Bürokratie in Europa verwiesen. Es wurde pflichtgemäß die Politik und Unternehmen zu Investitionen angeregt. Ein zentrales Thema war u.a. auch das multikulturelle und multireligiöse Zusammenleben in Europa.

Besonders möchte ich auf Herrn Boris Tadic, der ehemalige serbische Präsident, eingehen. Ein politischer Schwerpunkt seiner Präsidentschaft war u.a. die Annäherung Serbiens an die EU. Unter Tadic erhielt Serbien 2012 den Status eines Beitrittskanditaten für die EU. 

Auf dem Kongress sprach er offen über die US-Hegemonie, „Kräfte von Außen“ und der einstigen Offenheit für, zu und von Russland. Er erwähnte sogar die Idee und den Wunsch Russlands, der EU beizutreten, den es mal vor der Jahrtausendwende gab (siehe Link).

Herr Tadic ist studierter Psychologe und arbeitet als Hochschuldozent. So sprach er über Kommunikation, Courage und der Völkerverständigung auf dem Balkan, die er als Präsidentschaft als zentrale Herausforderung ansah.

Vor dem Krieg 1999 lebten dort viele Völker und Religionen friedlich zusammen, und auch danach, er erwähnte speziell Serbien, ist es nach wie vor eine große Herausforderung Völker zu vereinen innerpolitisch sowie staatliche Fürsorge zu leisten für Serben außerhalb des Staatsgebietes lebend.

„Es ist die Pflicht eines Staates sich um seine Bürger zu kümmern“. Er regte sehr viel Applaus an und erntete viel Zustimmung vom anwesenden Publikum.

Dann ging es weiter mit wirtschaftlichen Themen. Iain Begg vom European Institute der London School of Economics and Political Science (europ. Institut der Londoner Schule für Wirtschaft und Politische Wissenschaft) trug mit dem Thema „Competitivness, Growth and Prosperity: Key Priorities for Europe“ („Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand: Schlüsselprioritäten für Europa“) vor und Günther Ofner, einer der zwei Vorstände vom Flughafen Wien, stellte heraus, dass Europa im globalen Kontext an Wirtschaftsmacht verliert.

Danach sprach der ehemalige Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie und heutige Sektionschef VI – Telekommunikation, Post und Bergbau des Bundesministeriums für Finanzen Österreich – Andreas Reichhardt.

Daraufhin standen sich in einer weiteren Podiumsdiskussion mit dem Thema „Competitivness, Growth and Prosperity: Key Priorities for Europe“ gegenüber: Tibor Szanyi (Moderation und Vizepräsident des Beirates des Wiener Kongress, und ehemaliges Mitglied des EU-Parlaments), Iain Begg, Kasia Greco, Karel Havlicek (stellv. Vorstand der Abgeordnetenkammer des tschechischen Parlaments), Günther Ofner, Andreas Reinstaller (Senior Principal Economist, Büro des Österreichischen Produktivitätsrats bei der Österreichischen Nationalbank) und Davor Sertic (Vorsitzender der Abteilung „Verkehr und Transport“ der Wirtschaftskammer Wien und Präsident des Verbands der Europäischen Handelskammern für Verkehr (UECC)).

So heißt es für ein „Europa von Morgen“, eine kritische Energieinfrastruktur – der europäische Industriestandort müsse gesichert werden, wir haben zu hohe Bürokratie, welche den wirtschaftlichen Fortschritt hemme, die Trump-Regierung wäre nur sehr schwierig einzuschätzen, Europa leidet unter den Sanktionen – aber wir müssen das Hinnehmen wegen des bösen Russen (diese Aussage kam tatsächlich).

Nach einer Reihe weiterer Vorträge war dann die nächste Dikussionsrunde: „Competitivness and the role of science, innovation and education.“ („Wettbewerbsfähigkeit und die Rolle von Wissenschaft, Innovation und Bildung“) mit Sierd Cloetingh (Moderation und renommierter Professor der Universität Utrecht), Anders Dellson (CEO von LIND Electric Softboards), Florian Ehrbar (CEO von OnchainLabs), Penny McLean (Sängerin, Autorin und Sozialpädagogin), Ashok Philip (Präsident des Weltärztebundes) und Dan Shechtman (Nobelpreisträger in Chemie).

In dieser Runde ging es um Unternehmergeist und Innovation. Es war ein sehr unternehmerisch geprägter Austausch. Das Thema Bildung kam nur am Rande, obwohl es meines Erachtens ein immens wichtiges Thema für die Zukunft Europas ist. Es wurde dennoch erwähnt, dass durch die Finanzierung des Ukrainekrieges und die Folgen der Sanktionen, die Mittel in anderen Bereich sichtlich fehle. Der Standort Europa müsse mehr in Innovation und Bildung investieren.

 

Abschließende Worte zum Wiener Kongress.

Es war sehr interessant für mich, auf so einem Event live dabei zu sein. Das Ergebnispapier, das am Ende Eintrag in die „Wiener Deklaration 2025“ findet, wurde sicher nicht in offener Diskussion vor dem Publikum geführt.

Die Ergebnisse wurden im Hintergrund in weiteren internen Treffen ausgearbeitet und verfasst. Ob nun solch offene Debatten, wie sie stattfanden, in der „Wiener Deklaration“ widergespiegelt werden, kann ich nicht sagen. Erwähnenswert ist noch, dass keine Publikumsfragen zugelassen wurden, sonst hätte ich ganz sicher den ein oder anderen Redner mit Fragen herausgefordert.

Aufgrund der hochrangigen Gesellschaft, die zu diesem Event auftraten, schätze ich die Wichtigkeit insgesamt sehr hoch und einflussreich ein. Auch im Publikum fanden sie sehr viele namhafte Vertreter aus Industrie, Politik und Gesellschaft wieder. Ich hoffe, bald wieder an einem solchen Event teilnehmen zu können.

 

***

Fotos: Podiumsdisskussion zum Thema „Competitveness, Growth and Prosperity: Key Priorities for Europe. V. links n. rechts: Andreas Reinstaller, Kasia Greco, Iain Begg, Tibor Szanyi, Günther Ofner, Karel Havlicek, Davor Sertic

Fotos: Die Decke des Kongresssaales des Palais Niederösterreichs und im Nebenzimmer. Im Palais Niederösterreichs wurde die österreichische Verfassung ausgearbeitet.

Kostenloser Meditationskurs

Eine praktische Anleitung für Meditation.

Hier kannst du lernen, dich nach innen auszurichten und in dir deinen inneren Frieden und Erfüllung zu finden.

https://www.youtube.com/playlist?list=PL6vK-12Wi7x8lAKlZO4Qw0Bfp9VgAO2pQ

***

Wöchentliche Online-Meditation

Angebot zum gemeinsamen Meditieren.

Jeden Montagabend, 19:45 Uhr auf Zoom. Die Teilnahme ist kostenfrei. Es sind keine Vorkenntnisse nötig. Hier kannst du dich anmelden:

https://www.grenzenlosmenschlich.de/online-meditation/

Unterstütze unsere Arbeit mit einer freiwilligen Zuwendung.

IBAN: DE41 6509 1040 0086 9710 00
BIC: GENODES1LEU

Danke!

Verwandte Beiträge

Translate »