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Wie fühlt sich spiritueller Fortschritt an?

Stagnation gefällt niemandem. Wir alle wollen sehen, dass es vorangeht – in unserem Leben, in unserem Umfeld, in der Gesellschaft.

Fortschritt bringt Freude, Fortschritt repräsentiert Leben.

Echten Fortschritt gibt es jedoch nur in der Welt der Spiritualität. Die relative Welt, die Welt des Materiellen und des Mentalen, sind in ständiger Transformation begriffen.

Was auch immer wir erschaffen, beginnt bereits mit dessen Fertigstellung wieder zu zerfallen. Welches Wissen wir auch immer besitzen, wird eines Tages durch neueres, aktuelleres Wissen ersetzt.

Nichts ist ewig, alles wandelt sich permanent.

Alles?

Nein.

Unsere innerste Wahrheit, unser Wesenskern, die Substanz aus der wir, wie auch alles Andere, geschaffen sind, bleibt gleich.

Nityaḿ shuddhaḿ nirábhásaḿ nirákáraḿ niraiṋjanam; Nityabodhaḿ cidánandaḿ Gurubrahma namámyaham.

[Unveränderliches, Reines, Einmaliges, Formloses, Unbeflecktes, Allwissendes, Immer-Glückseliges Bewusstsein; Brahma, unser Erlöser, wir verneigen uns vor dir.]

Wirklich stillen können wir unser Verlangen nach Fortschritt nur, indem wir dieses mysteriöse Wesen als Ziel unseres Lebens annehmen. Näher und näher zu unserem kosmischen Vater zu gelangen ist der einzige Weg hinaus aus der relativen Welt immerwährender Kreation und Zerstörung, der einzige Weg hin, zu beständigem, inneren Frieden.

Doch wie können wir erkennen, dass wir uns ihm tatsächlich annähern? Wie können wir sicher sein, in die richtige Richtung zu schreiten?

Der Mikrokosmos und der Makrokosmos

Die Realität aller Wesen, ob belebt oder unbelebt, umfasst nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Kosmos, nur einen Teil von allem, das existiert. Der Mikrokosmos zweier Wesen ist nie gleich.

Die Wirklichkeit zweier Menschen unterscheidet sich stets, wenn auch manchmal nur in Nuancen, gleich ist sie nie. Gleiches gilt für zwei Steine. Sie sind nie den exakt gleichen Bedingungen ausgesetzt. Dementsprechend sind ihre inneren Zustände wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Materieschwingungen nie exakt gleich.

Der Ausschnitt des großen Ganzen, des Makrokosmos, den jeder seiner Teile, jeder Mikrokosmos, wahrnimmt ist begrenzt und einmalig.

Vaecitryaḿ prákrtadharmah samánaḿ na bhaviśyati.

[Vielfalt, nicht Gleichheit, ist das Wesen der Natur]

Mit einer Ausnahme wird das Verhalten aller Wesen durch den Makrokosmos bestimmt. Sie reagieren entsprechend bestimmter, innerer Reaktionsmuster auf die Geschehnisse ihrer Umwelt. Bei Lebewesen können diese Reaktionsmuster zum Beispiel in Form von Instinkten vorliegen, während sogenannte unbelebte Materie entsprechend verschiedener Naturgesetze auf Veränderungen ihrer Umwelt reagiert.

Anders ist das nur bei uns Menschen. Wir sind die einzigen Menschen, die ein klar definiertes Ego oder Ich-Gefühl besitzen. Uns begleitet eine sehr genaue Vorstellung darüber, welche Phänomene unserer erlebten Realität Teil von uns sind, und welche zu anderen Objekten gehören, die nicht Teil von uns selbst sind.

Diese klare Unterscheidung zwischen “das bin ich” und “das bin nicht ich” ist gleichzeitig das größte Privileg, das wir Menschen gegenüber unseren Mitwesen besitzen, und die größte Hürde, die wir auf dem Weg zur Einheit mit dem höchsten Bewusstsein überwinden müssen.

Unser ausgeprägtes Ich-Gefühl gewährt uns ein hohes Maß an Entscheidungsfreiheit. Die wichtigste Freiheit, über die wir entscheiden können, ist diejenige, nach dem Ziel unseres Lebens.

Andere Wesen verfügen nicht über die Fähigkeit langfristige Ziele zu verfolgen oder ihre Identität gemäß ihrer Ideale in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Wir Menschen können das. Mehr noch, wir brauchen Ziele und Ideale, um sinnerfüllt und damit letztlich zufrieden leben zu können.

Als Menschen finden wir uns in einer paradoxen Situation wieder: Wir sind die einzigen Mikrokosmen, die sich als klar vom Makrokosmos getrennt wahrnehmen, wodurch wir jedoch die Aufgabe unserer eigenen Identität und die Einheit mit dem Makrokosmos selbst zum Ziel unseres Lebens erklären können.

Spiritueller Fortschritt – Eine kosmische Expansion

Wodurch unterscheidet sich ein Mikrokosmos nun vom Makrokosmos?

Mikrokosmen verfolgen in der Regel viele Absichten, können aber zu einem gegebenen Zeitpunkt stets nur in die Richtung der Erfüllung eines ihrer Ziele bewegen.

Der Makrokosmos verfolgt jedoch nur einen Zweck, nähert sich dessen Erfüllung jedoch auf vielerlei Weisen, oder aus vielen Richtungen, gleichzeitig. Alle Gedanken und Handlungen des Makrokosmos verfolgen nur ein Ziel – dem kosmischen Vater zu dienen.

Die Transformation eines Mikrokosmos hin zum Makrokosmos ist ein wesentlicher Bestandteil spirituellen Fortschritts. Eigene, persönliche Ziele verschwinden zunehmend. An deren Stelle tritt als einzige Motivation hinter jeder Handlung das Verlangen, die Nähe des immer-glückseligen, reinen Bewusstseins zu erfahren und ihm stets näher und näherzukommen.

Die eigene geistige Ausrichtung wandelt sich weiter und weiter, bis nur noch eine Sehnsucht bestehen bleibt, die Sehnsucht nach dem Allerhöchsten. Dabei kommt uns eine Eigenschaft des höchsten Bewusstseins zugute. Es ist nämlich seine Pflicht, zu uns zu kommen, wenn wir nach ihm rufen. Er kann nicht anders. Er muss kommen und er wird kommen, wenn wir nur laut genug nach ihm rufen.

Uttamo brahmasadbháva madhyamá dhyána dhárańá Japastutih syádadhamá murtipújá dhamádhamá

[Geistige Ausrichtung auf Brahma ist die beste spirituelle Praktik. Die zweitbesten sind Dhyana (Meditation) und Dharana (Konzentration). Beschwörungen und Hymnen sind von geringem Wert und die Verehrung von Götzen ist am wertlosesten.]

Die permanente geistige Ausrichtung auf das höchste Ziel ist das höchste Ziel eines jeden, echten spirituellen Aspiranten. Durch entschlossene, beständige spirituelle Praxis können wir diesem Ziel näher kommen, Schritt für Schritt, bis sich unser Ego, unser kleines Ich, schließlich völlig in der Süße des Universums verliert.

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