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europas neuer platz in der welt

Wer meine Beiträge verfolgt weiß, dass ich die europäische Energie- und Wirtschaftskrise für leicht vermeidbar und gezielt herbeigeführt halte.

Zwar kann man den Worten von Politikern, besonders solchen in hohen Positionen, dieser Tage wenig Vertrauen schenken, doch lassen Aussagen, wie die unserer werten Außenministerin Baerbock, den Eindruck entstehen, dass mit russischen Energielieferungen mittel bis langfristig nicht zu rechnen ist.

Gerade erst bekräftigte Frau Baerbock selbstbewusst ihre Absicht, ihr Versprechen, die Ukraine im Krieg gegen Russland zu unterstützen, halten zu wollen, auch wenn das Schwierigkeiten für ihre eigenen Wähler bedeutet. An anderer Stelle gab sie zu Protokoll, von nun an für immer auf russisches Gas verzichten zu wollen. Unter Außenministerin Baerbock ist keine Entspannung mit Russland, und damit auch kein zusätzliches Erdgas aus Russland, zu erwarten.

Für Europa und seine Wirtschaft ist das problematisch, denn, zumindest wenn man dem früheren Vizepräsidenten des Saudi-Arabischen Öl und Gasgiganten Aramco, Sadad Al-Husseini, Glauben schenken darf, so „reicht die weltweite Flüssiggaskapazität nicht aus, um russische Exporte nach Europa zu ersetzen“. Die EU werde „Jahre brauchen, um russische Ressourcen zu ersetzen“.

Die wahrscheinlichen Folgen hiervon gehen weit über die Notwendigkeit  „den Gürtel enger zu schnallen“ hinaus.

In einer kürzlich veröffentlichten Analyse berechnete der Wallstreet Analyst Zoltan Poszar, der aufgrund seiner wiederholt präzisen Vorhersagen viel Aufmerksamkeit erfährt, dass rund zwei Billionen Euro jährliche deutsche Wirtschaftsleistung von etwa 20 Milliarden Euro an russischen Erdgasimporten abhängen. Das entspricht einem Hebel um den Faktor 100. Verringert sich der Gasimport, gemessen an den letztjährigen Preisen, also um einen Euro, verliert die deutsche Wirtschaft 100 Euro an Wertschöpfungskraft. Selbst geringe Verfügbarkeitsprobleme von Erdgas haben einen großen Effekt auf die deutsche und damit auch europäische Wirtschaft.

Zum Vergleich, die im Zuge der Finanzkrise 2008 implodierte Investmentbank Lehman Brothers hatte sich zum Zeitpunkt ihres Kollapses etwa um den Faktor 30 ihres Eigenwertes verschuldet. Der Hebel war damit etwa dreimal kleiner, als derjenige zwischen der deutschen Wirtschaftsleistung und russischen Gasimporten.

Als 2008 erste Stresssymptome das globale Finanzsystem erfassten, erwies sich jedoch selbst dieser vergleichsweise kleine Hebel als fatal für die Bank und führte zu ihrem praktisch sofortigen Niedergang. Aufgrund der Größe der Bank und dem hohen Grad ihrer Vernetzung im internationalen Finanzsystem brachte ihr Zusammenbruch beinahe das gesamte Weltfinanzsystem zum Einsturz.

Deutschland und Europabefinden sich in einer ähnlichen Situation. Deutschlands Wirtschaftsleistung hat einen Anteil von über 20 Prozent an der Gesamtwirtschaftsleistung der EU. Über 50 Prozent deutscher Exporte fließen in EU Länder, während ebenfalls über die Hälfte aller nach Deutschland importierten Güter aus der EU stammen. Die deutsche Wirtschaft ist in der EU Wirtschaft hoch vernetzt.

Hinzu kommt die unterliegende Bedeutung der deutschen Wirtschaft für den Wert des Euros. Vereinfacht ausgedrückt garantiert die Stärke der deutschen Wirtschaft den Wert des Euros zu einem erheblichen Anteil. Wer immer Euros hält, kann sich sicher sein, dafür Industriegüter in Deutschland einkaufen zu können. Das spielt einerseits für Importe, also auch viele Rohstoffe, eine wichtige Rolle, ist aber mindestens ebenso relevant für die Nachfrage nach Euro-denominierten Staatsanleihen, mit deren Hilfe sich Nationalstaaten Geld an den Kapitalmärkten leihen können.

Schwindet die wirtschaftliche Kraft Deutschlands, müssen viele, wenn nicht alle, europäischen Staaten höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen und sich damit teurer verschulden. Die daraus resultierende Mehrbelastung für die Staatshaushalte muss aus Steuereinnahmen finanziert werden, die entweder durch höhere Steuerabgaben von einer bereits durch höhere Kosten belastete Bevölkerung eingenommen, oder durch verminderte Staatsleistungen eingespart werden müssen. Den größten Anteil an den öffentlichen Gesamtausgaben von Bund, Ländern und Kommunen machte im Jahr 2021 mit fast 45 Prozent die Sozialversicherung aus. Die Schwächsten sind ein leichtes Ziel.

Die deutsche Wirtschaft ist mindestens gleich bedeutend für die Wirtschaft der EU, wie die Bank Lehman Brothers es seinerzeit für das globale Finanzsystem war, wahrscheinlich noch bedeutender. Der Gashebel Effekt bewirkt, dass Deutschland durch sinkende Gasimporte schnell an Wirtschaftskraft verliert. Diesen Effekt können wir bereits jetzt daran beobachten, dass viele Unternehmen in Deutschland die Produktion aufgrund zu hoher Kosten einstellen. Das wiederum bedroht die EU-Wirtschaft insgesamt, da Deutschland durch die verringerte Produktion weniger Waren anbietet und durch geringere Einkommen weniger Waren aus der EU nachfragt, während gleichzeitig die Kosten für Schulden sowie Importe aus nicht EU-Ländern steigen.

Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Lebensstandard in Deutschland und Europa, sofern die derzeitige politische Linie beibehalten wird, deutlich absinkt. Dabei haben wir noch nicht berücksichtigt, dass fehlendes russisches Gas in anderen EU-Staaten ebenfalls zu einer direkten Verschlechterung der Wirtschaft führt und die Situation somit verschärft.

Im Kern steht eine einfache Tatsache: Die EU verfügt nur über sehr begrenzte Rohstoffvorkommen. Das überrascht nicht, entspricht die Gesamtfläche der EU nur etwa 0,8 Prozent der gesamten Erdoberfläche oder etwa 2,5 Prozent der weltweiten Landfläche. Man würde also, unter der Annahme, dass pro gleicher Fläche immer etwa gleich viele Ressourcen vorhanden sind, davon ausgehen, dass die EU über etwa 1 bis 3 Prozent aller globalen Rohstoffe verfügt.

Im starken Gegensatz dazu hat die Wirtschaftsleistung der EU einen Anteil von etwas über 20 Prozent an der gesamten Weltwirtschaftsleistung. Um ihre Wirtschaftsleistung aufrechtzuerhalten, benötigt die EU demnach etwa 10 Mal mehr Rohstoffe, als sie selbst produzieren kann.

Die europäische Wirtschaft ist auf große Mengen an Rohstoffimporten angewiesen und wird es bleiben. Bisher haben verschiedene Faktoren dazu geführt, dass ihr Zugang zu Rohstoffen gewährleistet blieb. Entscheidend hierfür waren einerseits gute Beziehungen zu den Handelspartnern und andererseits technologische Überlegenheit sowie, zusammen mit den USA, die Kontrolle über das Weltfinanzsystem und damit die internationalen Zahlungsflüsse.

Vertrauen verspielt die EU gerade willentlich, indem sie Feindseligkeit gegenüber Russland handelt. Technologisch ist China nicht mehr weit vom Westen entfernt, falls überhaupt noch ein nennenswerter Unterschied besteht. Zudem arbeiten China, Russland und andere Staaten schon seit Jahren am Aufbau von vom Westen unabhängigen Finanzinfrastrukturen. Zwar sind die Fortschritte hier nicht so rasant wie von manchen befürchtet, doch insbesondere der immer neue Ausmaße annehmende Missbrauch des Westens seiner dominanten Stellung im globalen Finanzsystem, zum Beispiel im Form von Sanktionen, beschleunigt diese Entwicklung.

Ein schwächelndes Europa hätte noch immer recht starke Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, doch insgesamt ist Europa mehr auf Rohstoffe angewiesen als der Rest der Welt auf europäische Dienstleistungen und europäisches Know-how. In einer Welt, wechselseitigen, respektvollen Umgangs miteinander könnte der bisheriger Status Quo beibehalten und der europäische Rohstoffzugang gewährleistet bleiben. In einer Welt zunehmender, westlicher Aggression, wird dieser Zugang, wie bereits am Gas sichtbar, wohl weiter schwinden und damit beinahe unweigerlich der Lebensstandard der Europäer sinken.

Vielleicht ist es jedoch nötig, dass Deutschland, Europa und der Westen eine Phase materieller Herausforderungen durchlaufen. Wenig korrumpiert die Psyche so sehr, wie materieller Überfluss und ein Mangel an Herausforderungen. Gleiches gilt für die kollektive Psyche. So sehr ich jedem wünsche, frei von Leid durchs Leben zu gehen, so sehr beobachte ich bei mir selbst, dass die Überwindung von Leid häufig die entscheidende Motivation in meinem Leben ist, mich persönlich weiterzuentwickeln und Veränderungen einzuleiten.

Die Dinge müssen nicht so sein, wie sie derzeit sind. Gesellschaften können prosperieren, die meisten Menschen können in Sicherheit und Wohlbefinden leben. Vom derzeitigen Zustand ausgehend bedarf es dazu jedoch großer Veränderungen.

Die Phase großen Wandels, an deren Beginn wir nun stehen, hat das Potenzial, solche Veränderungen einzuleiten und die Menschheit auf ein neues Entwicklungsniveau zu heben
Wir sind die Pioniere dieses Wandels. Jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, indem er anderen vorlebt, dass wahres Glück, wahre Zufriedenheit und echte Erfüllung im Inneren liegen.

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