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Das Sandkastenprinzip.

Wir wie die Ressourcen der Welt gerecht teilen können

Anhören:

Was heißt das, eine Wirtschaft für alle?

Schwingen damit nicht sozialistische Fantasien von Vergesellschaftung mit, die das Privateigentum abschaffen möchten? Steigern groß angelegte Produktionsbetriebe und Unternehmen nicht die Produktivität und den Wohlstand für die gesamte Gesellschaft? Ist es nicht jedem gegeben, durch seinen eigenen Fleiß und Verstand erfolgreich zu werden, etwas aus sich zu machen, reich zu werden?

Dies sind Geschichten, die in unser Weltbild, in unsere Kultur eingewoben sind. Sie sind Ausdruck kapitalistischer Dogmen, verzerrten Darstellungen der Realität. Die meisten von uns – bewusst oder unbewusst – schenken ihnen Glauben. Es ist Zeit, sie etwas zu durchleuchten.

Da steht zunächst einmal der Glaube an die Chancengleichheit: „in der freien Marktwirtschaft steht es jedem offen, durch die eigene Leistung reich und erfolgreich zu werden.“

Dieser Gedanke ist nicht nur unwahr: Jedes Jahr wird in Deutschland 400 Milliarden Euro geerbt, 90% davon gehen an ein kleines Zehntel der Erbenden.i Dazu kommt die Tatsache, dass durch Zinssätze, Spekulation und Investment große Mengen an Geld verdient werden können mit geringem Arbeitsaufwand – vorausgesetzt, man besitzt genug Startkapital.

Dieser Gedanke ist auch gefährlich. Arme wie reiche Leute, die diesem Dogma Glauben schenken, entwickeln ein verzerrtes Bild der Welt. Es wird armen Menschen suggeriert, dass ihre Armut ihre eigene Schuld sei – und lähmt sie in einem Gefühl der Minderwertigkeit.

Das gilt auch global. Reiche Länder sind nicht reich wegen ihrer hervorragenden Leistung. Die Länder des sogenannten Westens sind vor allem reich durch ihre Geschichte an kolonialer Ausbeutung und Sklavenhandel. In 375 Jahren Kolonialgeschichte wurden immerhin 10 bis 12,5 Millionen Menschen verschleppt und in mehreren Generationen versklavt.ii

Das nächste Dogma: „Große Betriebe arbeiten mit großer Produktivität zum Wohlstand aller“. Dieser Glaube krankt an einer Fehleinschätzung, was produktive Ökonomie bedeutet und wie die menschliche Psychologie funktioniert.

Produktiv ist Geld nämlich nur dann, wenn es im Umlauf ist. Auf den Konten einiger Reichen nützt es niemandem. Auch wenn diese Reichen noch so große Philanthropen sind und für wohltätige Zwecke spenden: durch aufgeblähten Besitz entsteht immer auch träges und unproduktives Kapital.

Genauso wird Großzügigkeit mit steigendem Besitz in den meisten Fällen ab. Stattdessen lässt sich sagen, dass mit unverhältnismäßig großem Besitz auch die Gefahr wächst, an Überheblichkeit, Gier und anderen psychischen Leiden zu erkranken. Reiche Unternehmensbesitzer mögen also sich als Diener der Öffentlichkeit präsentieren und sich auch so fühlen – diese Darstellung führt aber in die Irre.

Viele reiche Menschen halten sich zwar für wohltätig. Vielleicht geben sie sogar sehr viel Geld aus für karitative Zwecke oder zahlen große Summen an Steuern. Doch Großzügigkeit misst sich nicht daran, wie viel gegeben wird. Es misst sich daran, wie wenig für sich behalten wird.

Der Trend geht zur Konzentration von Besitz. Ein Beispiel, wo dies besonders klar wird, sind die landwirtschaftlichen Betriebe. Grob lässt sich sagen, dass in den letzten 30 Jahren die Anzahl der Betriebe um die Hälfte gesunken ist – und die durchschnittliche Landfläche der Betriebe auf das Doppelte angewachsen.iii

Stell Dir einen Sandkasten auf einem Spielplatz vor. Die Kinder dort spielen jeder für sich, manche Gruppen, sie bauen etwas aus dem Sand. Plötzlich fängt ein Kind an, die anderen an die Ecke zu drängen. Es zieht immer weitere Grenzen, wo nur es selbst im Sand spielen darf.

Die Konsequenz wäre vermutlich, dass die anderen Kinder sofort protestieren, das sei ungerecht. Es entspricht einem natürlichen Wunsch, gerecht zu teilen. Etwas ähnliches wie mit dem gierigen Kind passiert aber in unserer Gesellschaft. Besitz wird angehäuft, während wenige Individuen und Konzerne ihr Besitz (und ihr Ego) aufblähen.

Es braucht daher dringend eine Grenze. Ein gerechtes System, was nicht nur Einkommen, sondern auch Erbschaft, Vermögen und Besitz (z.B. von Land) konsequent begrenzt. Dies dient der gerechten Verteilung der Güter, der produktiven Nutzung der Ressourcen zum Wohl aller und der individuellen und kollektiven Psychologie im Sinne von Teilhabe und Kooperation statt Ellbogenkampf.

Hier sind wir aber wieder in der sozialistischen Falle gelandet. Oder? Kein Privateigentum, kein Wettkampf, keine sozialen Unterschiede – das geht nicht und wäre auch nicht natürlich. Diese Dinge müssen trotzdem in jedem Fall weiter gewährleistet werden – nur eben in einem vernünftigen Rahmen.

Es braucht eine dynamische Balance zwischen Kollektiv und Individuum. Erste Priorität muss aber die garantierte Grundversorgung aller sein. Erst dann darf und soll Wettkampf stattfinden. Die konkrete Umsetzung kann durch den Einsatz eines Wirtschaftsrats aus ethisch denkenden Menschen erfolgen. Ein solcher Rat würde entsprechende Grenzen festlegen und gleichzeitig einzelne Fälle mit Anträgen für Ausnahmen dazu anhören.

 

i https://www.erbrecht-ratgeber.de/erbrecht/steuern/deutschland.html
ii http://www.slavevoyages.org/
iii https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/infografiken/

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