Ein gesunder Umgang mit ungeliebten Neigungen.
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Was können wir tun, wenn wir uns gegenüber den eigenen geistigen Mustern und Tendenzen hilflos fühlen?
Wir alle haben sicherlich schon Situationen erlebt, in denen wir mit unseren eigenen persönlichen Schwächen konfrontiert wurden.
Eigenschaften wie Wut, Genusssucht oder Egoismus sind Dinge, die man oftmals lieber verbergen möchte, drängen sich uns doch immer wieder als elementarer Bestandteil menschlicher Erfahrung– und können uns mitunter herausfordern.
Was können wir also tun, um mit unseren eigenen geistigen Tendenzen einen gesunden Umgang zu finden?
Hierzu werden im Folgenden drei Ansätze untersucht.
Ein häufig gewählter Weg ist zunächst das Unterdrücken.
Dabei wird ein unerwünschtes Verlangen oder eine ungeliebte Emotion verdrängt oder bekämpft. Dass diese Vorgehensweise nicht oder nur sehr begrenzt erfolgreich sein kann, wird schnell klar: Denn Druck erzeugt Gegendruck. Wenn beispielsweise ein Raucher sich zwingt, für eine Woche nicht zu rauchen, so ist nicht gewährleistet, dass er danach gänzlich aufhören kann.
Denn die Bedingungen dafür liegen in der Haltung des Geistes:
Ich kann erst mit etwas aufhören, wenn ich kein Verlangen mehr spüre, es zu tun. Wenn ich etwas unterdrücke, wird es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sich zu einem späteren Zeitpunkt umso stärker breit machen. Nämlich dann, wenn meine Willenskraft nachlässt.
Ein weiteres Problem: Diese Form des gewaltsamen Umgangs mit sich selbst ist häufig verbunden mit Selbstvorwürfen und negativen Glaubenssätzen von z.B. Schuld.
Ein zweiter möglicher Umgang ist das ungehemmte Ausdrücken.
Das heißt, dass dem Fluss des Geistes schrankenlos stattgegeben wird. Hierdurch mag eine gewisse Erleichterung stattfinden. Bei genauer Betrachtung bleibt hinter der oberflächlichen Befriedigung allerdings oft ein bitterer Beigeschmack.
Wer etwa seinem Zorn ungehemmt Ausdruck verleiht, wird selten das erreichen, was er oder sie wirklich möchte: das ist in der Regel, gehört und verstanden zu werden.
Wer Gewohnheiten wie übermäßigem Essen oder digitalem Konsum frönt, oder auch dem Einnehmen von Rauschmitteln nachgeht, findet sich danach nicht selten mit einem Gefühl des Bereuens wieder.
Dazu kommt, dass all diese Gewohnheiten stets ein Spiel mit unserer geistigen Balance und körperlichen Gesundheit bedeuten.
Was wir also brauchen, ist ein Mittelweg. Dieser besteht darin, die inneren „Bestien“ nicht zu töten, sondern zu zähmen.
Diese Haltung verbindet beide Extreme auf eine konstruktive Weise: durch kämpferische Bejahung. Anstatt, dass Verlangen oder Emotionen negiert werden, können sie durch feinere Ausdrucksweisen produktiv umgeleitet werden.
Das Verlangen nach Genuss etwa, das zunächst z.B. durch Essen befriedigt wurde, kann etwa in Kontrolle gebracht werden, indem sein Objekt verfeinert wird.
Hier liegt ein zentraler Wert der Ästhetik. Zeit in der Natur, erhebende Musik, inspirierende Lyrik; diese Dinge machen das Leben farbig und reich.
Vor allem ermöglichen sie eine feinere Ausdrucksweise von geistigen Energien und Impulsen.
Das feinste Objekt aber, auf das ich meine geistigen Tendenzen lenken kann, ist die Dimension des reinen Bewusstseins.
Der Ansatz der ästhetischen Kultivierung kann schließlich auch ein Tor in die Welt der Spiritualität sein. Auch in der Tradition des Yoga geht es letztlich darum, alle Ströme des Geistes so umzulenken, dass sie zurück zur Quelle des Bewusstseins fließen. Hierfür werden z.B. Mantren verwendet und die geistige Ausrichtung eingenommen, dass alle Gegenstände und Gedanken von dieser tieferen Dimension des reinen, alles still und liebevoll bezeugenden Bewusstseins durchdringen sind.
Wir mögen uns bisweilen den reißenden Strömen unseres eigenen Geistes hilflos ausgeliefert fühlen. Doch was wäre, wenn wir diese Kraft nutzbar machen könnten? In einer kreativen, produktiven Weise? Für die Kultivierung innerer Schönheit? Für die Ziele von Selbstverwirklichung und Dienst an anderen?
Lerne, die Wellen der inneren stürmischen See zu reiten. Lerne, die Bestien zu zähmen, sie dir zu Freunden zu machen und vor deinen Schlitten zu spannen. Und das Leben wird zu einem herrlichen Ritt und freudvollen Abenteuer.
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