Ist Bio besser?
Eine Analyse, wodurch sich die biologische Landwirtschaft auszeichnet.
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Biologische Landwirtschaft liegt im Trend. Laut dem Bund Ökologische Landwirtschaft hat sich der Marktanteil Stand 2021 im Vergleich zu 2008 verdoppelt, von 3,5% auf etwa 7% verdoppelt.[i]
Doch was steckt hinter dem Bio-Siegel? Und was bedeutet das für uns als Käufer? Sollten wir biologische Produkte bevorzugen?
Biologische und Konventionelle Landwirtschaft im Vergleich
Die Begriffe „biologisch“ und „ökologisch“ sind durch europäisches Recht schützt. Die EG-Öko-Verordnung setzt gewisse Standards, damit ein Produkt mit einem Bio-Siegel versehen werden kann. Diese Standards betreffen u.a. die Düngung, den Pflanzenschutz, die Tierhaltung, die Fütterung, Medikation und Bodenschutz. Die Organisation „Feld und Stall“ hat diese Aspekte im Vergleich dargestellt[ii]:
Außerdem zeichnet sich der ökologische Landbau durch weitere Merkmale aus wie:
- Den Einsatz von Fruchtfolgen im Gegensatz zu den klassischen Monokulturen des konventionellen Landbaus
- Der gezielte Einsatz von Wissen über Pflanzennachbarschaften, Saatzeitpunkte, etc.[iii]
- Generelles Verbot gentechnisch veränderter Organismen (GVO)
- Nutzung resistenter Pflanzensorten, natürliche oder mechanische Methoden zur Schädlingsbekämpfung.[iv]
Bio ist nicht gleich Bio
Diese Standards beziehen sich auf die EG-Öko-Verordnung. Produkte, die nach diesem Standard hergestellt wurden, können das klassische (deutsche) Bio-Siegel und/oder das europäische Siegel mit dem Sternenblatt tragen.
Doch auch bereits lange vor der Verordnung gab es einige Anbauverbände für biologische Landwirtschaft in Deutschland. Diese haben zum Teil noch etwas strengere Richtlinien und sind vielfach zusätzlich durch eigene Siegel gekennzeichnet. Inbegriffen sind hier etwa Demeter, Bioland oder Naturland.
Um einen Überblick über die verschiedenen Siegel zu bewahren, gibt der BUND einen hilfreichen Überblick[v]:
Die Anbauverbände wie Bioland verbieten zum Beispiel – im Gegensatz zur EG-Öko-Verordnung – konventionelles Mischfutter. Eine Besonderheit bei Demeter ist außerdem, dass die Enthornung von Kühen explizit verboten ist.
Eine genaue Übersicht mit einem differenzierten Vergleich liefert die Tierschutzpartei.
Ist Bio besser für die Natur?
Da Demeter- und Biolandprodukte in ihrer Verfügbarkeit noch viel mehr als „normale“ Bioprodukte variieren, beziehen sich die nächsten zwei Absätze wiederum auf die EG-Öko-Verordnung.
Wenn es um den Schutz der Natur geht, sind meines Erachtens die wichtigsten Punkte:
- Der Schutz des Tierwohls
- Der Schutz der Biodiversität
- Der Schutz des Bodens
- Der Schutz von Grund- und Oberflächenwasser
Der Schutz des Tierwohls schließt im Biostandard ein, dass den Tieren beispielsweise keine Hormone zugeführt werden und Antibiotika nur unter strengen Ausnahmeregelungen erlaubt sind.[vi]
Außerdem werden Tiere in der biologischen Tierhaltung an eine gewisse erforderliche Stall- und Auslauffläche gebunden. Dennoch bleibt festzuhalten, dass auch im Ökolandbau die emotionale und gesundheitliche Behandlung der Tiere problematisch und herausfordernd sein kann. So bleibt der Umgang mit Krankheiten im Ökolandbau noch ein aktuelles Problemfeld.[vii]
Der Schutz der Biodiversität meint hier, dass durch den Verzicht auf chemische und leichtlösliche mineralische Dünger und die intensive Humuswirtschaft die Vielfalt und Menge von Vögeln, Insekten und Würmern deutlich gesteigert ist.
In einer Metastudie heißt es:
„Positive Effekte des ökologischen Landbaus auf die Biodiversität sind für die untersuchten Artengruppen eindeutig belegbar. Im Mittel (Median) lagen die mittleren Artenzahlen der Ackerflora bei ökologischer Bewirtschaftung um 95 %, bei der Acker-Samenbank um 61 % und der Saumvegetation um 21 % höher. Bei den Feldvögeln waren die Artenzahl um 35 % und die Abundanz um 24 % (Mediane) bei ökologischer Bewirtschaftung höher. Mit 23 % bzw. 26 % lagen diese Werte auch bei den blütenbesuchenden Insekten höher. Insgesamt betrachtet zeigten sich bei 86 % (Flora) bzw. 49 % (Fauna) der Vergleichspaare
deutliche Vorteile durch ökologischen Landbau.“[viii]
Der intensive Einsatz von sehr starken Pestiziden stellt etwa eine Bedrohung für Bienen dar.[ix]
Der Schutz des Bodens und die Bodenfruchtbarkeit ist ein weiterer zentraler Aspekt. Nicht nur die deutlich erhöhte Anzahl Regenwürmer[x], sondern auch der Einsatz von Fruchtfolgen und einer Mehrfelderwirtschaft tragen zum Erhalt des Bodens bei. Dies ergibt auch Sinn: Wird auf demselben Acker immer die gleiche Pflanze angebaut, werden dem Boden immer die gleichen Nährstoffe entzogen. Er wird dadurch einseitig belastet und erodiert.
Der letzte Punkt ist der Schutz der Grund- und Oberflächenwasser. Der intensive Einsatz von mineralischen Düngemitteln hat allzu häufig zur Folge, dass mehr Phosphor und Stickstoff auf den Acker gegeben wird, als die Pflanzen aufnehmen können. Diese Stoffe gelangen dann in das Grundwasser und verursachen zu einem großen Teil die steigende Nitratbelastung im Grundwassersystem.[xi]
Laut dem Umweltbundesamt trägt diese Überdüngung auch zur Nährstoffüberversorgung (Eutrophierung) von Ökosystemen und Oberflächengewässern bei. [xii]
Ist Bio besser für unsere Gesundheit?
Ob Biologische Lebensmittel tatsächlich besser für unsere Gesundheit sind, ist umstritten. Dennoch ergeben sich aus den obigen Ausführungen meines Erachtens drei logische Argumente, die dafür sprechen:
1.Nährstoffreichere Lebensmittel.
Durch die gezielte Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit behält der Boden mehr Nährstoffe bzw. kann diese besser regenerieren. Diese Nährstoffe gelangen dann in die Pflanze und somit in das Nahrungsmittel. Es ergibt Sinn, dass zum Beispiel Mais aus ganzjährigen Monokulturen weniger Nährstoffe enthält als Mais, der in einer Furchtfolge mit mehreren anderen Pflanzenarten angebaut wurde.
2. Geringeres Risiko multiresistenter Keime.
Durch den Verzicht auf präventive Antibiotika haben insbesondere tierische Lebensmittel aus biologischer Erzeugung ein geringeres Risiko, mit multiresistenten Keimen kontaminiert zu sein.
3. Geringeres Risiko von Pestiziden.
Ganz einfach: keine Chemie auf der Pflanze – keine Chemie in meinem Körper. Ein besonders prägnantes Beispiel: Mittlerweile wird Weizen in Europa und auch in Deutschland – zum Teil kurz vor der Ernte – mit Glyphosat besprüht. Das Glyphosat landet dann im Brot. Die Ausnahme: Weizen aus ökologischer Landwirtschaft.[xiii]
Wann Bio nicht besser ist
Trotz alledem ist etwas Vorsicht geboten: nicht in jedem Fall ist Bio die bessere Wahl. Ausnahmen sind:
- Industriell verarbeitete Lebensmittel. Eine biologische Tiefkühlpizza ist trotzdem ungesund.
- Saisonale und regionale Produkte. Diese sollte vorgezogen werden. Nicht nur sind die Lebensmittel frischer. Auch produzieren viele kleine Höfe nach Biostandard, sind aber nicht zertifiziert, weil der Prozess für sie zu aufwendig und teuer wäre.[xiv]
- Eine allgemeine gesunde Ernährungsweise. Diese besteht primär aus viel Obst und Gemüse – bio oder nicht. Der biologische Anbau ist dann sekundär.
Fazit
- Das Thema „biologische Produkte“ bietet viele Facetten. In einem Gesamtüberblick überwiegen für mich die Vorteile, die insbesondere für den Erhalt unserer natürlichen Ressourcen wie Bodenfruchtbarkeit, Gewässer, Luft und Biodiversität sorgen.
- Auch für unsere Gesundheit kann die Wahl eines Bioproduktes gut sein, andere Kriterien wie die Wahl der Lebensmittel, ihre Frische etc. spielen allerdings auch eine wichtige Rolle.
- Die Standards der Siegel variieren, die EG-Ökoverordnung ist in einigen Punkten weniger streng als heimische Bioverbände. Zum Teil können außerdem auch nicht zertifizierte Lebensmittel trotzdem den Biostandard erfüllen.
- Um die Ernährung der Zukunft zu sichern, reicht die biologische Landwirtschaft allein außerdem nicht aus. Eine 100%ige Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft würde den aktuellen Bedarf nicht decken. Damit das möglich ist, müsste nicht nur Lebensmittelverschwendung drastisch reduziert werden. Auch wäre es erforderlich, dass sich der Großteil der Bevölkerung nur noch vegetarisch oder vegan ernährt. [xv]
[i] https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/biolebensmittel#hintergrund
[ii] https://feldundstall.de/wp-content/uploads/2017/04/Bildschirmfoto-2017-04-15-um-21.11.27-768×581.png
[iii]https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/biolebensmittel#hintergrund
[iv] https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/farming/organic-farming/organic-production-and-products_de
[v]https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/bilder/massentierhaltung/massentierhaltung_biosiegel.jpg
[vi] https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/farming/organic-farming/organic-production-and-products_de
[vii] https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
[viii] https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf
[ix] https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
[x] Ebd.
[xi] https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
[xii] https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/stickstoff#einfuhrung
[xiii] https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/umwelt/schaedliche-faktoren/weizen-roundup-giftig-ia
[xiv] https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
[xv] https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
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