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„Bis heute haben die Menschen diese große Persönlichkeit, diesen Mahásambhúti, [eine außergewöhnnliche Verkörperung des Höchsten Bewusstseins] der den Menschen zum ersten Mal die Möglichkeit gab, die süße Freude der Erfüllung all ihrer Sehnsüchte zu erfahren, noch nicht richtig gewürdigt. [1]“

 

Vor etwa 7000 Jahren wurde in Nordindien eine außerordentliche Persönlichkeit geboren: Der Yogi und spirituelle Meister Sadashiva oder einfach Shiva. Sein Einfluss reichte in alle damals relevanten Sphären des Lebens hinein und sein Vermächtnis hält bis heute an.

Begründer der ersten spirituellen Wissenschaft.

Shiva gilt als der erste große spirituelle Meister, der spirituelle Praktiken wie Meditation systematisiert, gelehrt und verbreitet hat. Die spirituellen Praktiken und Lehren Shivas werden „Tantra“ (wörtl. ‚Befreiung von Grobheit‘) genannt.

Auch schon vor Shiva existierte Tantra bereits, es war allerdings nicht systematisiert und organisiert.

Shivas Lehre sprach das innewohnende spirituelle Verlangen der Menschen an, während sie gleichzeitig einen praktischen Umgang mit der äußeren Welt betonte. Shivas Anleitung „Varttámaneśu vartteta“ (lebe in der Gegenwart) wurde in diesem Sinne gegeben.

Sozialer Reformer und Humanist.

In diesem Geist war Shiva ein glühender Botschafter für Frieden zwischen den Menschen, die damals in verschiedenen verfeindeten Clans und Völkern und in Kasten zersplittert waren. So ist Shiva inmitten einer konfliktgeladenen Atmosphäre zwischen den Eingeborenen Stämmen Nordindiens und den eingewanderten Ariern geboren.

Diese Arier erklärten die Eingeborenen Indiens für ‚unberührbar‘ und entwickelten das Kastensystem aus diesem Gefühl der Verachtung. Shiva allerdings schenkte diesen Kastengedanken keine Beachtung und erklärte alle Menschen als die Kinder eines einzigen kosmischen Vaters, deren Geburtsrecht es ist, ihr kosmisches Erbe anzutreten.

Erster Familienvater.

Um das Ideal einer Menschheitsfamilie vorzuleben und Völkerverständigung zu ermutigen, heiratete Shiva drei Frauen: eine hellhäutige Arierin, Parvatii, eine mongolischstämmige (asiatische) Frau, Gaunga, und eine dunkelhäutige Dravidierin, Kalii.

Selbst das System der Heirat gab es vor Shiva in dieser Form nicht. Er war der erste, der die Väter ermutigte, Committments zu ihren Kindern und deren Mütter einzugehen und sich gleichberechtigt mit den Frauen um die Kinder zu kümmern, ohne dabei irgendwelche Überlegungen zu Kastenzugehörigkeiten anzustellen.

Erfinder von Tanz…

Shiva erfand außerdem den ‚Tandava‘-Tanz, einen männlichen Tanz, bei dem der Tänzer die Arme ausbreitet und hüpfend die Beine diagonal nach vorne schwingt. Viele Statuen und Abbildungen Shivas zeigen Shiva beim Tanz von Tandava. Dieser außergewöhnliche Tanz stärkt alle Körperglieder, reguliert die Hormonsekretion aller endokrinen Drüsen und stärkt zudem auf einzigartige Weise das Gehirn.

Shrii Shrii Anandamurti schreibt über Tandava:

„In Anbetracht all dessen – unter Berücksichtigung der Lage der Drüsen und der Wirkung von Chandas und Mudrás – erfand Shiva einen einzigartigen und perfekten Tanz: táńd́ava. Solange ein Tänzer über dem Boden bleibt, schöpft er viele Vorteile; wenn er den Boden berührt, werden diese Vorteile vom Körper aufgenommen. Deshalb wird im táńd́ava viel gesprungen, denn das Springen erfordert, dass der Praktizierende für eine ziemlich lange Zeit vom Boden weg bleibt.“ [2]

 

Vor Shiva wurde die zufällige Bewegung der Arme und des Körpers als Tanz betrachtet. Shiva fand heraus, dass bestimmte Bewegungen bestimmte Wirkungen auf die Hormondrüsen haben und entwickelte auf dieser Grundlage Tandava und weitere Tänze.

…Und erster Musiker.

Ebenso war Shiva der Erste, der die musikalische Tonleiter verwendete, um verschiedene Melodien und harmonische Tonfolgen (Ragas und Raginiis) zu komponieren. Noch bis heute ist die siebenstufige Tonleiter (Surasaptaka) das zentrale Element indischer Musik.

Die indischen Silben der Tonleiter sa-re-ga-ma-pa-dha-ni entsprechen dabei den Silben, die wir im Westen als do-re-mi-fa-so-la-ti-do‘ kennen. Wir wiederholen als achte Stufe das ‚do‘, um so die achtstufige Oktave zu erhalten.

Shiva reichte es jedoch nicht, die verschiedenen Künste des Tanz, des Gesangs und des Instrumentenspiels zu entwickeln, sondern sorgte auch für die umfassende Verbreitung bei allen interessierten Menschen. So wies er seinen Schüler Maharshi Bharata an:

“Du musst die Wissenschaft der Musik jedem beibringen, der sie lernen will, ohne Rücksicht auf Kaste oder Gemeinschaft. Ihr solltet nur eines berücksichtigen: ob die Person den tiefen inneren Drang hat, zu lernen oder nicht.” [3]

Urheber fortschrittlicher und praktischer Medizin.

Zu Shivas Zeiten wurden bereits verschiedene Pflanzen als Heilmittel eingesetzt. Auch in diesem Bereich war Shiva jedoch der erste, der daraus eine systematische Wissenschaft gemacht hat, die ‚Vaedyak Shastra‘ genannt wird.

Darüber hinaus waren wesentliche Elemente medizinischer Praxis und Forschung wie Nähen, Chirurgische Operationen und Sezierung in Shivas Vaedyak Shastra enthalten. In der vedischen Medizin der Arier (Ayurveda) war das Sezieren von Leichen aufgrund des Kastendogmas dagegen verboten (demnach verlören die Arier ihre Kaste, wenn sie unberührbare ‚Shudras‘ anfassen würden).

Shiva erkannte aber den praktischen Nutzen der Sezierung und ließ nicht von derart engstirnigen Vorstellungen abhalten, sie zu praktizieren und zu verbreiten.

Quellen:

[1] Shrii Shrii Anandamurti: An Introduction to Shiva (Discourse 1), Veröffentlicht in: Namah Shiváya Shántáya, Ananda Marga Publications, Kalkutta 1982.

[2] Ders.: Shiva – the Focal Point of Everything (Discourse 3) Veröffentlicht in: Namah Shiváya Shántáya, Ananda Marga Publications, Kalkutta 1982.

[3] Ders.: Shiva – Both Severe and Tender (Discourse 2), Veröffentlicht in: Namah Shiváya Shántáya, Ananda Marga Publications, Kalkutta 1982.

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