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Von Indrajit Joachim Voigt

“Wenn Liebe zum Unendlichen in deinem Herzen ist,
wird sich deine Seele in die Universale Seele verwandeln.”

Shrii Shrii Anandamurti

Das Ziel

Der Gedanke, dass die Evolution ein Ziel, einen Zweck haben könnte, ist aus dem modernen wissenschaftlichen Denken und aus den Köpfen aufgeklärter Bildungsbürger verbannt.

Ich habe diesen Aspekt bereits diverse Male direkt oder indirekt angesprochen und möchte an dieser Stelle nur noch einmal auf das Buch Der Wissenschaftswahn des Biologen Rupert Sheldrake hinweisen, in dem dieser in einem ganzen Kapitel das herrschende Paradigma der ziellosen Evolution mit wissenschaftlichen Fakten in Frage stellt.

Geist: Zweck oder Zufall?

Unbestritten indes scheint, dass die Evolution aus irgendeinem Grund immer komplexere, intelligentere geistige Strukturen hervorbracht hat. In der Tantra-Theorie bekommt dieses Phänomen eine besondere Bedeutung: die geistige Entwicklung ist das Kernelement und der Zweck der Evolution und nicht irgendeine Laune des Kosmos.

Die ultra-intelligente schöpferische Kraft, die wir “Natur” nennen, im Sanskrit prakrti, lenkt durch ihre universalen Gesetzmäßigkeiten den Kosmos und die Evolution – nicht geradlinig oder determiniert, nein, sondern mit Elementen von Zufall und Chaos, Versuch und Irrtum, Fortschritt und Rückschritt. Geist kämpft sich den Weg frei, in Milliarden Jahren der Evolution.

Und wofür das alles?

Wenn Geistentwicklung der Sinn von Evolution ist, dann ist die Verschmelzung, das Einswerden mit dem universalen Urbewusstsein das Ziel. Doch das ist ein ein abstrakter Gedanke – nach rationaler Abwägung für manche vielleicht plausibel (was ich sehr hoffe) und er beschreibt auch die Grundidee der Yogatradition.

Was aber hat das mit mir als Mensch, mit meinen Sehnsüchten und Hoffnungen, Sorgen und Nöten zu tun? Hilft mir diese Idee wirklich weiter?

Das Streben nach Glück

Unser Denken und Handeln ist nur zu einem geringen Teil von Vernunft bestimmt und in viel größerem Ausmaß von Gefühlen, inneren Antrieben und tief verwurzelten individuellen Prägungen. Vernunft allein genügt nicht als Motivation um im Leben große Dinge zu erreichen!

Doch es gibt einen gemeinsamen psychologischen Nenner, eine Grundmotivation, und das ist das Streben nach Glück. Menschen möchten glücklich sein und kommen auf die wildesten Ideen das auch umzusetzen.

Tiere “möchten” vor allem überleben – sie folgen ihren Instinkten. Das niemals endende Streben nach Glück ist das, was uns am meisten von Tieren unterscheidet, nicht die Intelligenz oder die eine oder andere Fähigkeit. Und ohne diese emotionale Komponente in den spirituellen Weg einzubeziehen, bliebe dieser eine Wanderung durch die Wüste.

 

Was ist Gott? Gott ist allerhöchstes Glücksgefühl – ánanda .
Shrii Shrii Anandamurti

Was ist Glück?

Wie viele Bücher wohl schon zum Thema “Glück” geschrieben wurden … ich versuche gar nicht erst da einzusteigen. Nur auf eine wichtige Unterscheidung möchte ich hinweisen: es gibt kurzlebiges Glück und langlebiges Glück.

Je stärker das Glücksgefühl an materielle Dinge oder Sinneserlebnisse geknüpft ist, desto unbeständiger und kurzlebiger ist es. Du hast ein Vermögen verdient? Nach kurzer Zeit wird es langweilig und du willst mehr. Das gleiche mit dem neuen supergenialen Kochrezept, Reiseziel oder dem neuen Sexpartner. Rein äußerliche Wunsch-Objekte erreichen und stillen niemals deinen unstillbaren innersten Hunger nach Glück.

Je mehr das Glücksgefühl von innen kommt, desto stabiler ist es. Kunstarbeit und eigenes Handwerk können glücklich machen, da sie im Schaffensprozess im Menschen selbst entstehen. Musik kann glücklich machen, weil sie tiefe Emotionen in uns anspricht.

 

Und dann ist da natürlich noch: die Liebe! Ja, Liebe ist wohl das größte Bedürfnis, die größte Sehnsucht und im besten Falle auch die größte Kraft in uns. Liebe ist nicht von äußeren Objekten abhängig, sondern blüht im eigenen Herzen (wo sie hin und wieder auch gegossen werden sollte) und Liebe strahlt auch nach außen.

Je mehr Menschen (oder Tiere oder die Natur) du liebst und mit ihnen dein Glück teilst, desto dauerhafter ist auch dein eigenes Glück!

Zurück zum Thema, was hat das mit der großen Schöpfung und dem kosmischen Bewusstsein zu tun? Nun, dazu zunächst einmal die nüchterne Feststellung, dass Menschen eine so wunderbare Liebesfähigkeit überhaupt nur besitzen und zum Ausdruck bringen können, weil sie über ein sehr komplexes Nerven- und Hormonsystem verfügen.

Hinzu kommt (und dies ist jetzt wieder reines Tantra-Wissen), dass der relativ hohe mahat-Anteil im menschlichen Geist es ihnen ermöglicht, die Grenzen des eigenen Mikrokosmos zu transzendieren und so großartige Gefühle zu empfinden wie Liebe zur Menschheit, Liebe zum Leben oder Liebe zu Gott. Eine solche Liebe ist eine starke, lebensspendende Kraft auf dem Weg der Bewusstseinsentfaltung.

Gott in uns

“Universales Bewusstsein” oder auch “Brahma” sind abstrakte Begriffe. Wie aber schaffe ich eine emotionale, persönliche Beziehung zu diesem höchsten Sein? Die Antwort liegt im tiefen ureigenen Ich-Gefühl, das alle äußerlichen Alltagsidentifikationen transzendiert hat und dem ich mich in der Meditation annähern kann. Wie in einem Eingangszitat schon einmal gesagt wurde: das “universale höchste Ich weiß, dass du weißt, dass du existierst. Dieses Ich wird oft Gott genannt” (Anandamurti).

Gott ist in jedem von uns. Nichts und niemand im Leben kann uns jemals so nahe, so vertraut sein wie Gott, denn Gott ist unser ureigener transzendenter Wesenskern. Je näher wir uns dieser Essenz durch innere Übung nähern, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Objektivität und Subjektivität.

Der ewige Fluss von Liebe in uns ist Gott. Die Liebesfähigkeit, die uns durch die Evolution geschenkt wurde, ist nur ein kleiner Teil der alles überwältigenden Liebe, die wir in uns erfahren können.

Das wusste vielleicht auch Linda Creed, als sie den wunderbaren Song “The Greatest Love of All” schrieb. Liebe ist der Weg, Liebe ist das Ziel.

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