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Liebe

Wahre Liebe oder weltliche Liebe – Was fühlst du?

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Narendra lag regungslos auf dem Boden. Ihren eignen Kummer verbergend, versuchte Narendras Mutter seine bitterlich weinende Frau zu trösten.

“HALLO? HAAALLLOOO?” tönte eine feste doch sanfte Stimme aus der Ferne. Es war Narendras Meister, der unerwartet erschien. Er hätte keinen besseren Zeitpunkt wählen können.

“Narendra, komm raus. Beeil dich! Es gibt wichtige Arbeit für dich.”
Von der Situation überwältigt verharrten die beiden Frauen in Stille.
“Narendra, schläfst du schon wieder? Taugenichts!” rief der Meister,
woraufhin er durch die kaum geschlossene Tür in das Haus platzte.

“Was ist passiert?” fragte der Meister.
“Wir waren nur kurz in der Küche, als wir einen lauten Knall hörten und ihn so fanden” entgegnete Narendras Mutter.
“Wir wissen nicht weiter. Verehrter Meister, saget uns bitte, wäret ihr gewillt zu helfen?”

“Das wird sich zeigen”, antwortete der Meister mit scheinbarer Besorgtheit. Sich dicht über Narendra beugend, begann er Narendra zu untersuchen. Nach einer weile hörte er auf und setzte sich auf den Boden neben den Bewegungslosen Körper.

“Narendra ist von einer furchtbaren Krankheit befallen. Seine Lebenskraft ist bereits fast vollständig erloschen. Leider ist er schon sehr schwach. Die einzige Möglichkeit ist, die Lebenskraft einer anderen Person in Narendras Körper zu transferieren. Und zwar jetzt. Sobald seine Lebenskraft vollständig erloschen ist kann ich nichtsmehr für ihn tun. Das ist seine Chance, so kann er überleben. Dafür wird jemand anderes jedoch sein Leben geben müssen.”

Sichtlich von den Worten des Meisters schockiert starrten die beiden Frauen sich in die Augen.

“Ich habe meine Pflicht in diesem Leben bereits erfüllt. Mit Freude würde ich diese Bürde auf mich nehmen, doch ich muss die Prozedur ausführen. Eine von euch beiden muss das übernehmen. Schnell. Wir haben bestenfalls noch ein paar Minuten Zeit.”

“ICH BIN ZU JUNG ZUM STERBEN!” brach es aus Narendras Frau heraus. “Darüber hinaus, wer sollte sich um die Kinder kümmern? Ich kann mich selbst nicht opfern.”

In Stille verfallend, wendete sie ihren Blick zu ihrer Stiefmutter.

“Mein armer Narendra. Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Aber die Realität ist, dass er nie der Schlauste war und harte Arbeit gehörte auch nie zu seinen Stärken. Sein mageres Gehalt würde niemals ausreichen um das Haus aufrecht zu erhalten und die Kinder zu versorgen. Ohne meine Unterstützung wäre ihre Zukunft düster. Für die Familie ist es das Beste, wenn ich bleibe. Mein Narendra sähe das mit Sicherheit genauso.”

“Wirklich Mutter? Bist du dir wirklich sicher, MUTTER?”

Narendra öffnete seine Augen. Von der Wende vollends überfordert, brach seine Frau zu Boden.

“Seit Vaters Tod habe ich mich selbst aufgeopfert um für dich, und für meine Familie zu sorgen. In dem glauben, dass ihr mich genauso sehr liebt, wie ich euch liebe, habe ich das mit Freude auf mich genommen. Ich bin tief enttäuscht. Ich verstehe jetzt, dass es nie um mich ging. Es ging stets nur darum, was ich für euch tun kann. Dank meines Meisters, ist mir das nun klar.”

“Ich werde dieses Haus umgehend verlassen. Mein Leben werde ich von nun an der Suche nach echter liebe widmen.”

Und so gingen Narendra und sein Meister für immer davon.

Ähnlich wie Narendras Liebe in Enttäuschung endete, endet es häufig. Warum ist das so?

Um das zu verstehen, müssen wir die wahre Natur der Liebe begreifen.

Die weltliche Liebe ist hauptsächlich eine biochemische Reaktion. Etwas in der äußeren Welt löst eine Kaskade von Ereignissen in uns aus. Diese innere Kaskade ist mit einem einzigartigen, angenehmen Gefühl verbunden, das wir Liebe nennen.

Auch Tiere sind in der Lage, dieses Gefühl zu empfinden. Wir können es bei Kühen beobachten, wenn sie ihre jungen Kälber vorsichtig ablecken. Bei Pinguin-Ehepartnern, wenn sie ihre Zuneigung mit einem “extatischen Tanz” zeigen, nachdem sie getrennt waren, und bei vielen anderen Tierarten, die eine Art Verhalten an den Tag legen, wie das Kraulen des Rückens des anderen, ohne eine unmittelbare Erwiderung zu erwarten.

Diese Form der weltlichen Liebe wird im Sanskrit – der Sprache der Yogis – als “Mamata” genannt. Mamata wird auch als “Mineness” übersetzt.
Wenn wir unsere Mamata-Gefühle auf etwas oder jemanden richten, holen wir dieses Wesen innerlich ganz nah an uns heran. So nahe, dass wir das Gefühl bekommen, es sei beinahe ein Teil von uns selbst.

Diese weltliche Liebe ist etwas sehr Begrenztes.

Sie lässt uns leidenschaftlich für das sorgen, worauf wir sie richten. Sie mobilisiert enorme Energie und sorgt dafür, dass wir das behalten, wovon wir glauben, abzuhängen. In gewisser Weise hängt unser Überleben von ihr ab.

Narendras Frau dachte sofort an ihr eigenes Überleben, als sie mit seinem möglichen Tod konfrontiert wurde.

Auch die Liebe hat ihren Preis. Wenn etwas, das wir lieben, bedroht ist, fühlt es sich fast so an, als wären wir selbst bedroht. Etwas zu verlieren, das wir lieben, fühlt sich fast so an, als würden wir einen Teil von uns selbst verlieren. Es ist intensiv und unangenehm, und entsprechend reagieren wir – oft unkontrolliert und impulsiv, was zu unerwünschten Ergebnissen führt.

Narendras Frau konnte nicht anders, als zu weinen und den Meister anzuflehen, ihrem Mann zu helfen.

Die weltliche Liebe, Mamata, erzeugt eine starke emotionale Bindung. Eine Bindung, die uns dazu bringt, bestimmte Gefühle zu empfinden, je nachdem, was jemand oder etwas tut oder erfährt. Wir werden gefühlsmäßig an etwas gebunden, das wir nicht kontrollieren können. Wir tun dies, weil wir unbewusst denken, dass der Nutzen größer ist als das Risiko. Die Natur hat uns so geschaffen.

Keine der beiden Frauen wusste von dem Drama, das Narendra und sein Meister vorbereitet hatten. Sie waren unschuldig. Und doch mussten sie beide wegen Narendras Handlungen schweres Leid ertragen. Sie hatten keine andere Wahl, als wegen etwas zu leiden, das sie nicht kontrollieren konnten.

Etwas Begrenztes zu lieben, birgt immer die Gefahr einer Gegenreaktion. Je intensiver wir lieben, desto intensiver könnten wir getroffen werden. Wir gehen ein hohes Risiko ein. Ärger sit vorprogrammiert..

Sind wir also durch die Liebe zum Leiden verdammt?

Nein.

Wenn wir unsere Liebe auf einen besonderen Teil von uns selbst richten, kann uns dieses Gefühl nicht mehr enttäuschen. Dieser besondere Teil von uns selbst ist nichts anderes als unser höchstes Selbst, unsere göttliche Seele, das Spiegelbild Gottes in uns selbst. Reines Bewusstsein.

Da es uns niemals verlassen kann, ist es das einzige wirklich zuverlässige Objekt der Anbetung. Wie könnte es uns jemals verlassen? Was würden wir werden, wie sollten wir überhaupt noch sein, ohne dass das Bewusstsein unseren Rücken hält?

Indem wir unsere Liebe auf unser höchstes Selbst richten, können wir Mamata, die weltliche Liebe, in “Shreya” – höchstes Wohlwollen – verwandeln. Wir werden fähig, zu lieben, ohne geliebt zu werden. Das ist wahre Liebe, selbstlose Liebe.

Auf diese Weise sind wir in der Lage, die Süße der Liebe zu spüren, ohne den Makel der Selbstsucht und der damit verbundenen Bindungen. Wir gehen direkt Quelle des süßen Nektars, nach dem wir uns sehnen, und nichts kann uns von dort vertreiben.

Sobald wir vor Liebe überfließen, werden wir zu einer Quelle der Freude für alle um uns herum, denn wir besitzen mehr davon, als wir jemals brauchen könnten. Auf diese Weise können wir denjenigen, die wir lieben, wirklich helfen, denn unsere Liebe kennt keine Bedingungen.

Das Streben nach Shreya statt Mamata macht uns frei und befähigt uns, andere von ihrem Leiden zu befreien. Es ist der Weg, den Narendra auf höchst egoistische Weise eingeschlagen hat, nachdem er die wahre Natur seiner Beziehungen verstand.

Mach dich auf und liebe alles, und sei dir bewusst, dass alles eine Manifestation deines eigenen Selbst ist. Auf diese Weise säst du die Saat deines eigenen Erfolges.

Dein wird Sieg wird dir Gewiss.

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