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Die baskischen Mondragon-Kooperativen.

Ein Unternehmensmodell für die Zukunft

 

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Die MENSCHLICHE WELT setzt sich für ein gerechtes Wirtschaftssystem ein, welches auf den Prinzipien der sozioökonomischen Theorie PROUT basiert.

Eines der zentralen Konzepte PROUTs ist das der Kooperativen. Kooperativen gehören im Gegensatz zu klassischen Unternehmen den Arbeitern selbst, die zugleich ein demokratisches Mitspracherecht genießen.

Im PROUTistischen Modell würde die Produktion aller essentiellen Güter, d.h. die meisten Lebensmittel, die meiste Kleidung, Medizin, Strom und Bücher für Bildungszwecke in den Händen von Kooperativen sein.

Der Verkauf von Luxusgütern wie Parfum, Schmuck, etc. würde als Einkommensquelle für kleine Unternehmen dienen. Sehr große Industrien wie Verteidigung, Telekommunikation oder die Stahlindustrie sollten laut PROUT von unabhängigen Insitutionen geführt werden, die durch die Regierung aufgestellt werden.

 

Wie sieht eine Wirtschaft der Kooperativen aus?

Eine kooperativenbasierte Wirtschaft wird durch die integrierte Teilhabe die Situation der Arbeiter und ihre Kooperation untereinander erheblich verbessern.

Die Aufbrechung der hierarchischen Unternehmensstruktur wird zudem den Weg für einen Wertewandel bahnen, der Arbeiter, Verbraucher und Umwelt berücksichtigt, anstatt den Unternehmensertrag an erste Stelle zu setzen.

Der Konzentration von Besitz oder Profit in den Händen weniger Einzelpersonen wird ein Ende gesetzt.

Das System von spekulierenden Shareholdern, die durch Aktienkauf Besitz- und Einflussrechte erwerben können wird der der Vergangenheit angehören.

Doch bleiben die progressive Ideen PROUTS nur schöne Theorien, solange sie nicht vorgelebt werden.

Die baskischen Mondragon-Kooperativen gelten als weltweite Vorreiter der Kooperativen-Bewegung. Ihre Struktur und Prinzipien entsprechen in vielen Punkten den Ideen von PROUT.

 

Was sind die Mondragon-Kooperativen?

Mondragon ist eine Gruppe von insgesamt 95 Kooperativen mit über 80000 Angestellten, die meisten davon in der spanischen Region des Baskenlandes.i

Die Geschichte von Mondragon geht zurück auf den Priester Don José Arizmendiarrieta, der in dem von Bürger- und Weltkrieg gebeutelten Spanien seinen humanistischen Idealen folgte und in der baskischen Stadt Mondragon 1943 erst eine technische Hochschule gründete und später, im Jahr 1956, eine Kooperative für Elektrotechnik, gefolgt von weiteren Projekten.

Heute ist Mondragon einer der wichtigsten Arbeitgeber Spaniens und dominiert mit seinen zahlreichen Kooperativen insbesondere die städtische Wirtschaft Mondragons.

 

Was ist fortschrittlich an dem Mondragon-Kooperativen?

In vielerlei Hinsicht gilt die Mondragon Corporation als Vorreiter der Kooperativen. Das kooperative Modell gilt laut UN als zukunftsweisend.ii Hier sind einige Punkte, die Mondragon besonders auszeichnen:

 

1. Ein festes Verhältnis zwischen Minimal- und Maximaleinkommen
Das höchste und niedrigste Einkommen sind festgelegt auf ein Verhältnis von maximal 6:1.iii So wird auf dynamische Weise eine Lohngerechtigkeit geschaffen.

Dieser Ansatz entspricht dem Grundsatz PROUTs, keine Ansammlung von materiellem Reichtum ohne die Zustimmung der Gesellschaft zuzulassen.

 

2. Eine partizipartorische Unternehmensstruktur durch demokratische Strukturen

Ein Prinzip bei Mondragon lautet: eine Person, eine Stimme – unabhängig von der beruflichen Stellung. Ein Kongress mit 650 Abgeordneten aller Kooperativen entscheidet außerdem jährlich über generelle Richtlinien.iv

Diese Idee von ‚wirtschaftlicher Demokratie‘ bildet auch ein zentrales Konzept in PROUT.

 

3. Das Prinzip der Arbeitnehmer als Eigentümer

Bei Mondragon liegt der Besitz des Unternehmens nicht bei den Aktienbesitzern an der Börse, sondern in den Händen der Arbeiter. Diejenigen Arbeiter, die zugleich Besitzer sind, machen allerdings aktuell nur etwa 30% aller Arbeiter aus.

 

4. Die Integration von Aus- und Weiterbildung in die Unternehmensstruktur

Bildung stellt einen zentralen Aspekt des Mondragon-Komplexes dar. Es gibt mehrere Institutionen im Bereich der Aus- und Weiterbildung, wie etwa die Mondragon-Universität. Die konstante Entwicklung der technologischen und menschlichen Ressourcen entspricht der PROUT-Idee, die materiellen und geistigen Potenziale der Welt und der Menschen maximal zu nutzen.

So ist es etwa im Leitbild vorgesehen, dass ständige Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten angeboten werden.

 

5. Eine wertebasierte Ausrichtung

Die Kooperativen zeigen in ihren Grundsätzen und ihrer Arbeit ein hohes Maß an ethischem Bewusstein. Insbesondere Arbeiterrechte und Umweltschutz stehen im Vordergrund.


Die Arbeiter sind durch hauseigene Sozial- und Rentensysteme gut abgesichert und erhalten eine Bezahlung, die stets mindestens 10% Prozent über dem spanischen Minimum liegt.v

Bei Mondragon etwa 80% der Energie aus eneuerbaren Quellen bezogen. Die einzelnen Projekte werden so entwickelt, dass sie sich nach Möglichkeit aus lokalen Quellen mit Energie selbst versorgen können.

Die Kooperativen im Lebensmittelsektor wie EROSKI sind dafür offiziell ausgezeichnet, nach ethischen Richtlinien zu arbeiten. Viele der Institutionen im Mondragon-Komplex sind speziell auf nachhaltige Entwicklung oder soziale Dienste ausgerichtet.


Die lokale baskische Kultur und insbesondere die baskische Sprache wird in 60 verschiedenen Projekten gefördert.vi

 

6. Die Priorisierung der Arbeitsplätze in Krisenzeiten

Bemerkenswert ist insbesondere das Verhalten der Mondragon-Kooperativen in der Corona-Zeit. Anstatt Arbeiter zu entlassen wurden sie auch in der Corona-Abwesenheit mit etwas geringerem Gehalt weiterbezahlt oder mit einem Vorschuss, der später abgearbeitet werden konnte.

So wurde die Angestelltenrate weitestgehend aufrechterhalten. Die Priorisierung ‚Jobs first‘ sorgte damit für Stabilität im Unternehmen, aber auch in der Region selbst, die dadurch von einer Arbeitslosigkeitskrise verschont blieb, wie sie etwa in den USA wütete.vii

Diese Übersicht ist noch nicht erschöpfend, auf welche Weisen die Mondragon-Kooperativen andere Wege zeigen.


Eine demokratische Wirtschaft auf der Basis von Kooperativen ist nicht nur möglich und funktional. Sie ist hocheffektiv und birgt das Potenzial, auf dynamische Weise den Bedürfnissen von Menschen und Umwelt gerecht zu werden und ihre Ressourcen zum Wohl aller zu entwickeln und einzusetzen.

 

iv Ebd.

 

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Foto: Iñazio Irizar – Trabajo propio

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