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Ein alternativer Bildungsansatz: Montessori-Pädagogik

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Wie wächst ein Kind frei von psychischen Problemen auf? Wie kann es sein volles Potenzial entfalten?

Diese Fragen stellen sich nicht nur jüngere Reformschulbewegungen wie die „Schulen im Aufbruch“, sondern haben sich bereits im Anfang des letzten Jahrhunderts etwa der Gründer der Anthroposophie Rudolf Steiner und die Ärztin und Pädagogin Maria Montessori gestellt.

Was ist das Besondere an Montessoris Pädagogik? Die erste wichtige Erkenntnis hier, dass es sich bei Montessoris Ideen nicht um ein Konzept oder eine Methode handelt. Ihre Ideen kommen vielmehr direkt aus ihrer Beobachtung von Kindern, anhand derer sie die Bedürfnisse und einzigartigen Fähigkeiten von jungen Menschen wahrnehmen konnte. Ihre hohe Sensibilität ermöglichte es ihr, nicht einfach eine weitere pädagogische Theorie zu formulieren, sondern das Kind selbst als Lehrer zu sehen. Denn es weiß selbst am besten, was es gerade benötigt.

Was hat Sie bei ihren Beobachtungen festgestellt? Montessori hat mehrere wiederkehrende Muster beobachtet: Zum einen, dass Kinder gern praktische Tätigkeiten erlernen wie putzen, sich waschen, etc. Hinzu kommt, dass sie, wenn sie eine einfache Tätigkeit wie Hemden zuknöpfen erlernt haben, Übungen sehr oft wiederholen. Auf diese Weise fördern Kinder ihre eigene innere Entwicklung in ihrer Beziehung zur Welt. Und noch mehr – Sie entwickeln einen hohen Grad an Konzentration, den Montessori „Polarisation der Aufmerksamkeit“ nennt. Die Pädagogin hat dieses Muster erstaunlicherweise nicht nur sehr zuverlässig in verschiedenen Ländern und kulturellen Umgebungen, sondern auch unabhängig von familiärem ‚Milieu‘ und bisherigen Defizitserscheinungen (Aufmerksamkeitsstörungen, Ungehorsam, etc.) bei Kindern feststellen können.

Was heißt das konkret? Kinder haben ein natürliches Bedürfnis, sich zu entwickeln. Sie wollen lernen, sie wollen unabhängig von Eltern und Erwachsenen und selbstbestimmt agieren können (beim Essen, Waschen, Lernen, etc.), sie wollen praktische und nützliche Dinge tun und nicht zuletzt haben sie ein ganz natürliches Bedürfnis, höflich und respektvoll zu anderen zu sein und sauber und reinlich mit sich und ihren Dingen umzugehen. Dies ist keine Utopie, sondern eine vielfach beobachtete Tatsache, die Montessori in ihren zahlreichen Werken ausführlich schildert.*²

Was bedeutet das für unsere Erziehung – im familiären und schulischen Kontext? Kinder brauchen ungestörte Zeit. Sie wollen Übungen durch viele Wiederholungen verinnerlichen und dürfen dabei nicht gestört werden – auch wenn es scheinbar keinen äußeren Zweck erfüllt. Sie wollen selbstbestimmt agieren können, zu viel Bevormundung nimmt ihnen diese Freiheit. Wenn sie Hilfe möchten, sollte sie zuverlässig verfügbar sein – und zwar nur solange, bis sie nicht mehr benötigt wird. Gemäß dem Leitspruch: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Nicht zuletzt wissen Kinder am besten selbst, welchen Interessen und Arbeiten sie nachgehen wollen. Die Montessori-Pädagogik sieht vor, Kindern im Rahmen einer „vorbereiteten Umgebung“ die freie Auswahl zwischen verschiedenen Tätigkeiten zu überlassen.

Zusammenfassend seien hier einige Forderungen Montessoris an eine gelingende Bildung (v.a. im schulischen Kontext) angebracht, die sich als Konsequenz aus diesen Überlegungen ergeben:

“- Abschaffung der gemeinsamen Lektionen

– Abschaffung der Lehrpläne und Prüfungen

– Abschaffung der Spielsachen und Leckereien [da die Kinder in der Beobachtung Montessoris ganz natürlich ihre Fähigkeiten und Anlagen entwickeln möchten und nicht mit diesen Dingen abgetan werden möchten]

– Abschaffung des Katheders [im Sinne von erhöhter Position] der unterrichtenden Lehrerin“

In anderen Worten: in vielerlei Hinsicht eine Wendung eine von 180° im Vergleich zu vielen Ansätzen unserer konventionellen Bildung.

Fortsetzung folgt.

*¹) https://schule-im-aufbruch.de/

*²) Montessori, Maria: Kinder sind anders, Klett-Cotta, Stuttgart 2009, S.155-184

*³) Montessori, Maria: Kinder sind anders, Klett-Cotta, Stuttgart 2009, S.195.

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