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Von Amitabha Achim Langer

Eine Geschichte über Bäume, taube Nüsse und arme Schweine.
Oder ein Versuch, die Frage zu beantworten: Warum sind wir hier und was hat das mit dem Universum, Gott und dem ganzen Rest auf sich?

Wenn ich mir das nicht zu begreifende kosmische Ganze als einen Baum vorstellen würde, um es irgendwie fassbar zu machen und mir dann die Frage stelle: Was ist denn nun genau das, was ich mit dem Wort „Baum“ bezeichne? Was ist „der Baum“: der Stamm?,  die Wurzeln?, die Äste?, die Blätter?, die Rinde?, die Früchte? Ist irgendetwas davon DER Baum? Oder sehe ich den Baum vor lauter Wäldern nicht?

Wenn nun beispielsweise die Früchte des Baumes auf die Idee kämen sich als nicht zugehörig zum Baum zu definieren, als etwas Selbstständiges, etwas Besonderes und sagen würden: „Lieber Ast, wir sind die Nüsse dieses Baumes, aber wir wollen uns nicht mehr an dich gebunden fühlen, sondern frei sein und nicht länger an dir hängen.“ Und dann fallen sie zur Erde, die Nüsse. Und weil die Blätter das gesehen haben und auch frei sein möchten, lassen auch sie los und fallen zu Boden. Dann ist das der Beginn des kosmischen Herbstes.

Eine Nuss aber wäre hängengeblieben, weil ihr bewusst ist, dass ihre Existenz nicht isoliert ist vom Baum. „Mein lieber Ast, ich gehöre zu dir, du hast mich versorgt, dass ich wachsen konnte und wir sind alle Teile des Baumes, Ich werde bleiben und nicht fallen.“

Der Geist des Baumes bemerkte dies und sprach zur Nuss: „Liebe Nuss, deine Bestimmung ist es, zu reifen und dann zu fallen. Also lass los, ich bin immer bei dir, was auch passiert, alles erfüllt seinen vorgesehenen Plan, welcher für alle Nüsse Gültigkeit hat, auch wenn es taube Nuss sind, die nicht fähig sind zu hören.“

Nun gut, dachte die Nuss, dann ist ja alles in Ordnung, liess los und fiel herab und landete genau auf den Kopf eines wilden Schweines, welches ein recht armes Schwein war, denn da inzwischen der kosmische Winter gekommen war, hatte es lange nichts mehr zu fressen gefunden, und war schon völlig depressiv und hatte sich aufgegeben.

„Hoppla, wie schön, ich brauche nicht zu sterben, die göttliche Fürsorge hat mir eine Nuss geschenkt.“ dachte das Schwein und frass die Nuss.

„Na prima, dachte die Nuss, das ist ja ganz toll gelaufen, nun bin ich im Bauch des Schweins gelandet. Na was solls, durfte ich immerhin ein armes Schwein retten.“ Alle anderen Nüsse waren inzwischen entweder gefressen worden oder unter den Blättern begraben oder waren hohl und nicht gross zu gebrauchen.

Das Schwein aber lief mit der Nuss im Bauch auf eine wunderschöne grüne Lichtung -es war mittlerweile Frühling-, und dort gaben die säuischen Verdauungsorgane ihrem natürlichen Entleerungsdrang nach und schieden die Nuss aus, zusammen mit einer Menge Naturdung. Und nun wächst an der Stelle ein neuer Weltbaum, so wie es schon immer im göttlichen Spiel des Universums vorgesehen war.

Vielleicht gleichen wir Menschen ja den Früchten eines Baumes oder einige von uns sind wie die Blätter im Wind oder wieder andere gleichen vielleicht Wurzelfasern, die zwar nie das Sonnenlicht erblicken, aber dafür mit allen Erdwesen befreundet sind und die 183 verschiedenen Gerüche von Humuserde nach einem kurzen Regenguss wahrnehmen können. Oder vielleicht sind wir Menschen Engel, die fallen müssen, weil es im göttlichen Plan so bestimmt ist.

„…Der Beherrscher des Alls wird dich auf alle Fälle richtig zu verwenden wissen und dich als ein Glied unter die Zahl der Mitwirker und Gehilfen aufnehmen..“ Marc Aurel 6. Buch 41.

„Wie bei einem vereinten Körperganzen die Organe, so verhalten sich trotz ihrer Trennung die einzelnen vernünftigen Wesen zueinander: sie sind zum Zusammenwirken eingerichtet. Diese Einsicht wird um so grösseren Eindruck auf dich machen, wenn du oft zu dir sagst: ich bin ein Organ der Gesamtheit von Vernunftwesen; erklärst du dich aber nur für einen Teil des Ganzen, so liebst du die Menschen noch nicht von Herzen, so erfreut dich das Wohltun noch nicht aus reiner Überzeugung. Du übst es bloss, weil es die Sitte so will, aber noch nicht, weil es dir selbst ein Bedürfnis ist.“
Marc Aurel 7. Buch 13.

 

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