Die Mindestanforderungen an das Leben gewährleisten.

Die erste Forderung  des sozioökonomischen Modells Prout (PROgressive Utilization Theory) ist die Gewährleistung des Existenzminimums für alle.

Die Gewährleistung des Rechts auf Leben muss die erste Priorität eines jeden Landes sein.

Prout erkennt fünf grundlegende Lebensbedürfnisse an: Nahrung (einschließlich reinen Trinkwassers), Kleidung, Unterkunft (einschließlich angemessener sanitärer Einrichtungen und Energie), medizinische Versorgung und Bildung. Zusätzliche Bedürfnisse sind lokale Transportmöglichkeiten und Wasser für die Bewässerung. Nach dem Prinzip des Neohumanismus geht dieses Geburtsrecht über die Staatsbürgerschaft hinaus – was bedeutet, dass jedem Menschen, ob er in einem Land lebt oder es besucht, diese Grundbedürfnisse garantiert werden müssen.

Die Bereitstellung der Grundbedürfnisse sollte die primäre Funktion und Aufgabe einer jeden Wirtschaft sein. Der Mensch braucht sie, um seine individuellen Möglichkeiten zu verwirklichen, sich kulturell zu entwickeln und innere Erfüllung zu finden. Ohne das Notwendige bleibt das “Streben nach Glück” für die Armen der Welt unerreichbar.

Die meisten Regierungen stellen ein Sicherheitsnetz bereit, um zu gewährleisten, dass die Armen und Schwächsten nicht unter ein Mindestmaß an Armut und Elend fallen. Leider bieten die meisten staatlichen Sicherheitsnetze eine sehr niedrige Messlatte, die nur das schlimmste Leid verhindert. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger müssen große Not leiden, weil sie keinen Zugang zu Wohnraum, medizinischer Versorgung und Lebensmitteln haben. […]

Das Recht auf Arbeit und die Mängel von Wohlfahrtssystemen.

Das Recht auf eine sinnvolle Beschäftigung mit fairen Löhnen ist ebenfalls ein grundlegendes Menschenrecht. Die Mindestbedarfe sollten nicht von einer staatlichen Behörde ausgezahlt werden, wie in den derzeitigen Sozialsystemen der liberal-demokratischen Länder. Vielmehr sollten die Menschen sie mit dem Einkommen bezahlen, das sie durch ehrliche Arbeit verdienen. Es liegt in der Verantwortung aller Regierungsebenen, eine Politik zu verfolgen, die Vollbeschäftigung erreicht und aufrechterhält, mit Arbeitsplätzen, die die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines jeden Arbeitnehmers nutzen.

Ein gerechter Mindestlohn, der oft als “existenzsichernder Lohn” bezeichnet wird, muss so hoch angesetzt werden, dass die Menschen das Nötigste kaufen können. Mehr Beschäftigung wird die Zahl derer verringern, die auf das Sicherheitsnetz angewiesen sind. Die Wohlfahrtssysteme bieten ihren Empfängern keine Anreize, zu arbeiten.

In den Vereinigten Staaten zum Beispiel müssen die Empfänger von Sozialhilfe sofort jeden Dollar, den sie verdienen, melden, was in der Regel von ihrem nächsten Sozialhilfescheck abgezogen wird. Sie dürfen sich kein Geld leihen, um ein kleines Unternehmen zu gründen, ohne sofort ihre monatliche Unterstützung zu opfern.

Auf diese Weise werden Sozialhilfeempfänger manchmal emotional abhängig, Gefangene sowohl der Armut als auch des Sozialsystems, das sie lindern soll. Auf diese Weise bleibt eine ganze Klasse von Menschen, die eigentlich Arbeit haben sollte, arbeitslos oder wird Teil der informellen Wirtschaft im Untergrund. Prout hingegen würde durch die Garantie eines existenzsichernden Mindestlohns die Sozialhilfe als Sonderfall für diejenigen begrenzen, die körperlich oder geistig nicht in der Lage sind zu arbeiten.

Anpassung der Mindestanforderungen an Zeit und Ort.

Die Festlegung des Mindestbedarfs sollte schrittweise erfolgen; es muss eine kontinuierliche Anpassung dieser Grundbedürfnisse in Abhängigkeit von den verfügbaren Ressourcen und dem wissenschaftlichen Standard des jeweiligen Ortes erfolgen. Wie bei allen Grundsätzen von Prout wird sich der Standard für die Mindestbedürfnisse mit der Zeit und dem Ort ändern.

Grundnahrungsmittel zum Beispiel sind in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich, müssen aber dennoch einen angemessenen Nährwert aufweisen. Die Kleidung variiert je nach Klima und Kultur. Es müssen auch Mindeststandards für die Unterbringung festgelegt werden, die dem Klima und der Kultur angemessen sind.

Die Verfügbarkeit von besserem Wohnraum wird ebenfalls ein Anreiz sein – solche Anreize werden in das System eingebaut, anders als beispielsweise in der Sowjetunion, wo die Ferienhäuser der Parteielite, die Datscha, geheim gehalten wurden. Jedem wird jedoch ein Dach über dem Kopf garantiert, unabhängig von seiner sozialen Stellung.

Steigende Kaufkraft als Maßstab für wirtschaftlichen Fortschritt.

In einem proutistischen Rahmen wird die Kaufkraft der Bevölkerung als Maßstab für den wirtschaftlichen Fortschritt herangezogen. Um eine ständig steigende Kaufkraft zu ermöglichen, ist eine Reihe von Faktoren erforderlich. Dazu gehören die garantierte Verfügbarkeit von Basisgütern und -dienstleistungen, stabile Preise, angemessene Lohnerhöhungen und die Steigerung des kollektiven Wohlstands und der Produktivität.

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der sich niemand Sorgen machen muss, ob er genug Geld hat, um Essen, Kleidung, Wohnung, Bildung und medizinische Versorgung für seine oder ihre Familie zu kaufen!

Der Inhalt dieses Artikels ist dem dritten Kapitel des Buchs After Capitalism von Dada Maheshvarananda entnommen.

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